Wilzen

[658] Wilzen (Wilzi, Welten, Welataben, auch Lutizen genannt), der mächtigste und streitbarste Stamm unter den polabischen Slawen (s. Polaben), saßen seit dem 5. Jahrh. zwischen Havel und Ostsee, Oder und Müritzsee sowie auch auf den Inseln Rügen, Usedom und Wollin und zerfielen in mehrere kleinere Völkerschaften, unter denen die Heveller und Redarier die bedeutendsten waren. Ihre vornehmsten Heiligtümer waren Rethra (s. d.) im Gebiete der Redarier und der Tempel des Swantewit (s. d.) auf Rügen. Karl d. Gr. unternahm 789 einen Zug gegen die W. und veranlaßte den mächtigsten ihrer Fürsten, Dragowit, zur Stellung von Geiseln und zum Treuegelöbnis. Obgleich auch die andern Fürsten dem Beispiel Dragowits folgten, kam es doch zu keiner dauernden Unterwerfung der W. Erst Heinrich I. gelang es 928, die W. tributpflichtig zu machen; ihre vollständige Unterwerfung fand erst um die Mitte des 12. Jahrh. (nach Errichtung der Mark Brandenburg) durch Albrecht den Bären statt. Das Christentum ist dann unter den W. von den Bistümern Brandenburg und Havelberg aus verbreitet worden, am Anfang des 14. Jahrh. aber die slawische Bevölkerung in den genannten Gegenden bereits so gut wie gänzlich verschwunden. S. die »Geschichtskarte von Deutschland I«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 658.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika