Zimmerausstattung

[930] Zimmerausstattung. Die nach der Anschauung der einzelnen Zeitepochen geregelte Ausstattung der Wohnräume ist das Zeichen hohen kulturellen Aufschwunges, bei dem neben der rein praktischen Nutzkunst Elemente eines einheitlichen Stiles lebendig werden. Eine Verwirrung auf diesem Gebiete trat erst im 19. Jahrh. durch die billigen Massenartikel der Fabrik- und Maschinentätigkeit ein, die zugleich einen schnellen Wechsel der Mode begünstigte. In der Ausstattung der Wände traten an Stelle der alten Holzvertäfelungen, der Leder- und Stofftapeten billige Papiertapeten, bei denen eine möglichst kräftige Wirkung erstrebt wurde. Auch in den Möbeln herrschte ein allgemeiner Wirrwarr und eine Stilvermengung, die durch die billige, allzu leistungsfähige Maschinenarbeit veranlaßt wurde. Erst mit der Reform des Kunstgewerbes zu Anfang der 1870er Jahre trat eine Besserung ein. Man gründete große Magazine, in denen alles, was zur Z. gehört, hergestellt oder wenigstens auf Lager gehalten wurde, so daß die einheitliche Zusammenstellung von Tapeten, Teppichen, Stoffen, Möbeln und Kunstwerken möglich schien. Eine völlige Reorganisation trat erst in den letzten Jahren ein, wo man sich auf Kunstausstellungen und Ausstellungen von Zimmereinrichtungen bemühte, einfache und zweckentsprechende Möbel nach künstlerischen, einheitlichen Gesichtspunkten zusammenzustellen. Die Kunstgewerbeschulen sind hier berufen, fortschrittlich zu wirken auf einem Gebiete, das vorläufig für die größere Masse noch nicht erobert ist. Unter den Künstlern der modernen Innenausstattung ragen hervor: van de Velde, Peter Behrens, Bruno Paul und Jos. J. Olbrich. Auch die Architekten übernehmen die Ausstattung von Innenräumen in einheitlichem, dem gesamten Bau entsprechenden Stil. Vgl. Falke, Die Kunst im Hause (6. Aufl., Wien 1897); Hirth, Das deutsche Zimmer vom Mittelalter bis zur Neuzeit (4. Aufl., Münch. 1899); W. Fred, Die Wohnung und ihre Ausstattung (Bielef. 1903); Warlich, Wohnung und Hausrat (Münch. 1908); Eastlake, Hints on household taste (4. Aufl., Lond. 1877). Zeitschriften: »Dekorative Kunst« (hrsg. von Bruckmann, Münch., seit 1897); »Kunst und Dekoration« (hrsg. von Koch, Darmst., seit 1897); »Kunst und Kunsthandwerk« (hrsg. von Scala, Wien, seit 1898); »Berliner Architekturwelt« (Berl., bei Wasmuth, seit 1898).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 930.
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