Zimmer [2]

[929] Zimmer, 1) Heinrich, Keltolog und Sprachforscher, geb. 11. Dez. 1851 in Kastellaun (Rheinprovinz), studierte 1873–78 in Straßburg, Tübingen und Berlin, wurde 1878 Privatdozent in Berlin und 1881 außerordentlicher, 1882 ordentlicher Professor in Greifswald, 1900 in Berlin. Seine Hauptwerke sind: »Altindisches Leben. Die Kultur der vedischen Arier« (Berl. 1879); »Keltische Studien« (das. 1881–84,2 Hefte); »Nennius vindicatus« (das. 1893); »Pelagius in Irland. Texte und Untersuchungen zur patristischen Literatur« (das. 1901).

2) Wilhelm, Maler, geb. 16. April 1853 in Apolda, lernte als Lithograph in Weimar, besuchte nebenbei die Zeichenschule und wurde durch den Grafen Kalckreuth 1871 in die Kunstschule aufgenommen, wo er sich bis 1873, später bei C. Gussow zum Genremaler ausbildete. Er wählte seine Motive zuerst aus dem thüringischen Dorfleben unter Bevorzugung humoristischer Kinderszenen. Die verunglückte Schlittenfahrt, die lustige Schlittenfahrt, das Kinderschützenfest, Jugend hat keine Tugend, im Sommer, alle Neune, Schweineauskegeln, Sonntagsvergnügen auf dem Lande, die Kartoffelernte, auf Urlaub, im Manöver, die Tanzpause sind Zimmers Hauptwerke nach thüringischen Motiven. 1882–85 bekleidete er eine Lehrerstelle an der Weimarer Kunstschule, siedelte aber 1889 nach Düsseldorf über. Die Fischerberatung in Mönchgut auf Rügen, die Badekapelle und Turnübung sind seine hervorragendsten Schöpfungen aus den letzten Jahren. 1880 erhielt er die kleine goldene Medaille der Berliner Ausstellung. 1893 zog er nach Eisenach, später nach Königsfeld (Baden).

3) Friedrich, prot. Theolog, geb. 22. Sept. 1855 in Gardelegen, habilitierte sich 1880 in Bonn für neutestamentliche Exegese, wurde 1883 Pfarrer in Mahnsfeld bei Königsberg, 1885 außerordentlicher Professor in Königsberg, 1890 Direktor des Predigerseminars in Herborn und gründete 1894 den Evangelischen Diakonieverein (s. Diakonissen), als dessen Direktor er in Berlin-Zehlendorf lebt. Außer Kommentaren zum Galaterbrief und zur Apostelgeschichte (Hildburgh. 1882), zum Römerbrief (Quedlinb. 1887), zu den Thessalonicherbriefen (Herborn 1891 und Quedlinb. 1893) schrieb Z.: »Fichtes Religionsphilosophie« (Berl. 1878); »Der Spruch vom Jonazeichen« (Hildburgh. 1881); »Exegetische Probleme des Hebräer- und Galaterbriefs« (das. 1882); »Concordantiae supplementariae« (Gotha 1882); »Die Grundlegung der praktischen Theologie« (Berl. 1894); »Sünde oder Krankheit?« (Leipz. 1894); »Frauennot und Frauendienst. Der evangelische Diakonieverein und seine Zweiganstalten« (6. Aufl., Berlin-Zehlend. 1901); »Grundriß der Philosophie nach Friedrich Harms« (Tübing. 1902). Außerdem gab er heraus die Zeitschrift »Halleluja. Organ für ernste Hausmusik« (Quedlinb. u. Hildburgh. 1880–85); »Bibliothek theologischer Klassiker« (Gotha 1888–94, 54 Bde.); »Handbibliothek der praktischen Theologie« (das. 1890 ff.); »Perthes' Handlexikon für evangelische Theologen« (das. 1890–91, 3 Bde.) u. »Theologisches Hilfslexikon« (das. 1894, 2 Bde.); »Blätter aus dem evangelischen Diakonieverein« (1897–1904); »Frauendienst« (seit 1902).

4) Hans, Pädagog und Folklorist, geb. 1. März 1870 in Dresden, studierte 1888–91 in Leipzig und Berlin Germanistik, Pädagogik und Philosophie, promovierte 1891 in Leipzig und ist seitdem daselbst wissenschaftlicher Redakteur im Bibliographischen Institut, besonders Herausgeber von »Meyers Volksbüchern«. Daneben leitet er seit 1901 die von Gustav Fröhlich (s. d.) begründete Sammlung »Greßlers Klassiker der Pädagogik« (Langens. 1888 ff., bis 1908: 26 Bde.). Mit seinen Schriften »Die deutsche Erziehung und die deutsche Wissenschaft« (in Hans Meyers »Deutschem Volkstum«, 2. Aufl., Leipz. 1903) und »Volkstumspädagogik« (Langens. 1904) stellte er die Theorie einer Pädagogik auf, die statt der Philosophie das Volkstum jedes Volkes zu ihrem Prinzip erhebt, für den Deutschen also das wahre Deutschtum. Außerdem schrieb er unter anderm: »Inst Friedrich Wilhelm Zachariä und sein Renommist« (Leipz. 1892) und gab Th. Körners Werke (das. 1893, 2 Bde.), Friedrich Ludwig Jahns »Deutsches Volkstum« (das.[929] 1896), Herbarts »Umriß pädagogischer Vorlesungen« (Halle 1900) und Bogumil Goltz' »Deutschen Genius« (Leipz. 1905) heraus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 929-930.
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