Ausziehen

[84] Ausziehen, 1) (Chem.), Extractio), aus einem Körper, der verschiedenartige Stoffe enthält, in einer übergossenen Flüssigkeit das aufnehmen, was diese, als Auflösungsmittel dafür, in sich aufnehmen kann; unterscheidet sich dadurch von Auflösung, daß Nichtauflösbares zurückbleibt (vgl. Extract); dasselbe gilt auch von Farbestoffen, u. in diesem Sinne wird auch eine Farbe ausgezogen; 2) Chir.), A. fremder Körper, von Kugeln, Splittern u.a. Dingen aus Wunden, von verschluckten im Schlunde od. der Speiseröhre sitzen gebliebenen Körpern, von Würmern u. fremden Körpern aus dem äußeren Gehörgang od. der Nase etc., meist mit größeren od. kleineren Zangen od. auch Eisenfeile aus dem Auge durch den Magnet; 3) A. des Staares, so v.w. Staaroperation; 4) A. der Zähne, so v.w. Zahnausziehen; 5) A. der Nägel aus dem Hufeisen, s. Hufeisen; 6) A. von Schnepfen, Drosseln, Spießvögeln, mit einem hölzernen Häkchen durch den After die Därme ausnehmen; 7) A. des Flößholzes, so v.w. Auswaschen 2); 8) A. der Kohlen, so v.w. Ausladen 2); 9) (Mühlw.), das Pansterrad mit dem Ausziehzeuge aus dem Wasser emporheben, s. Panstermühle; 10) (Math.), A. der Quadrat- u. Cubikwurzel, s.u. Wurzel (Math.); 11) einen Schuß a., so v.w. Ausladen 1); 12) die Posten einer Rechnung aufschreiben; 13) sich etwas vorbehalten, bei einem Verkauf, einer Übergabe u. dgl., vgl. Auszug 2) u. 3); 14) von Bienen, so v.w. Schwärmen; wo sie sich hingesetzt haben, so v.w. wegfliegen; 15) im Schach- u. Bretspiele den ersten Zug thun; 16) (Hüttenw.), mit einem 1 Elle langen Bretchen (Ausziehkiste), das gepochte Erz auf dem Planherde aus einander streichen; 17) (Eisenarb.), das Eisen ausstrecken; 18) zwei zusammengelegte Messingbleche mit dem Polir- u. Gleichziehhammer gleich u. glatt machen; 19) (Böttch.), das Holz mit dem krummen Eisen bearbeiten; dagegen Streifen mit dem geraden Eisen; 20) die Runzeln u. Falten im Leder ausdehnen, geschieht mit dem Auszieheisen, einem Hackmesser mit breiter Eisenklinge; 21) (Buchb.), so v.w. Ausstreichen 3); 22) (Zeichnenk.), einen architektischen mit Bleistiftlinien angelegten Riß, mittelst einer Reißfeder mit Tusche übergehen; 23) mit dem Leithunde auf die Vorsuche gehen; 24) von Jägern in zahlreicher Gesellschaft zu Holze gehen; 25) vom Wilde, flüchtig werden.[84]

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 84-85.
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