Brest

[291] Brest, 1) westliches Arrondissement im französischen Departement Finisterre; 281 QM., 154,000 Ew.; 2) Canton u. 3) Stadt u. bedeutendste Hafenfestung Frankreichs, an einer sehr tiefen Bucht des Atlantischen Oceans u. dem Flüßchen Pensel, wird durch den Hafen in das eigentliche B. u. in die Vorstadt Recouvrance getheilt; steile finstere Straßen; nur das neue Quartier mit dem Paradeplatz ist schön gebaut; Handels- u. Civiltribunal, Marineintendanz, Direction der Marineartillerie, 3 Friedensgerichte, Börse, Stadthaus, Schauspielhaus, Werfte, Seearsenal, Seehospital, Bagno, große Magazine, Reeperbahnen, Observatorium, Naturaliensammlung, Botanischer Garten, Seeakademie, Schifffahrtsschule, 2 Bibliotheken, Schule für Medicin, Chirurgie u. Pharmacie, Gerberei, Fabriken von Tauwerk, Segeltuch, Papier u. Leder, Handel mit Getreide, Wein, Bier, Branntwein, Fischen; Stockfisch-, Makrelen- u. Sardellenfang; 35,000 Ew., ohne die Garnison. Die Rhede von B. ist tief u. sicher, mit den Mündungen des Landerneau u. der Aulne; der enge Eingang (le Goulet) ist durch starke Batterien gedeckt; sie kann 500 Schiffe fassen, der eigentliche, durch ein Fort vertheidigte Kriegshafen aber 16 Linienschiffe u. über 50 kleinere Kriegsschiffe. Vor der Rhede liegt die Insel Binniguet. Durch die Aulne u. deren künstliche Verbindung mit dem Blavet, dem Oust, der Vilaine u. Erdre ist B. mit Nantes verbunden (Canal de Nantes à Brest, 50 Meilen lang). – B. war früher ein Dorf mit einem Schlosse; was jetzt die Vorstadt Recouvrance bildet, war damals ein unbedeutendes Städtchen. Das Schloß, auf einem ehemaligen Römerwerke erbaut, stand schon zu Zeiten der fränkischen Herrschaft, wurde von dem Herzog von Bretagne im 11. Jahrh. aufs Neue stark befestigt u. später von den Engländern genommen, fiel aber zu Ende des 15. Jahrh. wieder an die Herzöge von Bretagne. 1591 verlangte es die Königin Elisabeth von England vergebens von Heinrich IV. für eine Unterstützung gegen die Ligue, u. eben so vergebens suchten sich die Engländer 1595 bei ihrem Abzuge aus Frankreich B-s zu bemächtigen. 1631 erbaute Richelieu ein Seearsenal, Magazine u. Werfte für Kriegsschiffe hier u. machte B. zur Stadt. Colbert verwandelte die hölzernen Werfte in steinerne, u. B. wurde zum königlichen Kriegshafen erhoben. Vauban legte 1680_–88 die jetzt noch bestehenden Festungswerke an. 1694 machten die Engländer[291] einen vergeblichen Landungsversuch. 1793 erklärte sich B., mit mehreren benachbarten Städten von den Royalisten angegriffen, für Wimpfen, ohne den Girondisten viel zu helfen. Am 1. Juni 1794 hier Seesieg der Engländer unter Howe über die Franzosen unter Villaret Ioyeux, wobei die französische Flotte 7 Linienschiffe verlor, von denen eins in den Grund gebohrt wurde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 291-292.
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