Brom [1]

[332] Brom, ein einfacher chemischer Körper (Element), chemisches Zeichen: Br, Atomgewicht: 80. Eine bei gewöhnlicher Temperatur tropfbare, bei + 36° R. siedende, bei –16° zu einer krystallinischen, blättrigen, metallisch glänzenden graphitähnlichen Masse erstarrende Flüssigkeit; braunroth, in dünnen Lagen hyacinth durchscheinend, von 2,99 spec. Gew., sehr flüchtig, einen gelbbraunen Dampf ausstoßend, welcher das Verbrennen nicht unterhält; leitet die Elektricität nicht; riecht höchst unangenehm durchdringend, der chlorigen Säure ähnlich; schmeckt eigenthümlich, stark schrumpfend, widrig brennend, wirkt giftig, greift organische Substanzen heftig an, sie erst gelb, später braun färbend, zerstört unter heftiger Entzündung die Haut. Mit Phosphor u. mehreren Metallen verbindet es sich unter Feuererscheinung; organische Farbe, Gerüche, auch wohl Ansteckungsstoffe werden zerstört. Es wurde 1826 von Bahard entdeckt, findet sich an Magnesium u. Natrium gebunden neben Iod im Seewasser u. in Meergewächsen, im Todten Meer, in mehreren Mineralwässern u. Salzsooten, bes. zu Kreutznach, aus denen es auf verschiedene Weise, wesentlich aber aus der, von allen krystallisirbaren Salzen möglichst befreiten u. zur Trockne abgedampften Mutterlauge, mittelst Zusatz von Braunsten u. Vitriolöl u. Destillation in eine sehr kalt gehaltene Vorlage dargestellt wird. In der Medicin wird es etwa wie Iod verwendet, vorzüglich gegen skrophulöse Geschwülste u. gegen Kropf; auch ist es von Ludwig als desinficirendes Mittel, bei langsamer Verdampfung vorgeschlagen worden. Die Bromvergiftung ist der Iodvergiftung (Magendarmentzündung) ähnlich, nur noch heftiger in ihrer Erscheinung, scheint aber weniger die drüsigen Organe zu ergreifen. Als Mittel gegen Bromvergiftung kann man Brechmittel anwenden u. Mehlwasser u. Milch trinken lassen. In neuerer Zeit hat es in der Daguerreotypie Anwendung gefunden. 2 Atome B. verbinden sich mit 10 Atomen Wasser zu Bromhydrat, welches in der Kälte in hyacinthrothen Octaedern od. in Blättchen krystallisirt. In 34 Theilen Wasser löst sich das B. zu einer intensiv rothen, scharf nach demselben riechenden u. schmeckenden Flüssigkeit, aus der es aber, der Luft ausgesetzt, bald entweicht. Das Verhalten des B. gegen Metalle u. Metalloïde ist dem des Chlors u. Iods analog. A) Zum Sauerstoff hat das B. nur wenig. Verwandtschaft, es verbindet sich mit ihm zu Bromsäure (BrO5), die durch Zerlegen des bromsauren Baryts mittelst Schwefelsäure dargestellt wird, farblos, tropfbar-flüssig, weinsauer schmeckend, Lackmus röthend u. nach einiger Zeit bleichend ist u. mit Basen bromsaure Salze bildet. Außerdem dürften die Bromalkalien nach Balard für unterbromigsaure Verbindungen anzusehn u. die Existenz auch einer Überbromsäure nach Ludwig wahrscheinlich sein. B) Mit Wasserstoff verbindet sich B. auf directem Wege schwierig, leichter bei Berührung des B-s mit vielen andern Wasserverbindungen, die dasselbe, so wie Chlor, zerlegt. Hydrobromsäure (Bromwasserstoffsäure, Bromsalzsäure, Acidum hydrobromicum), Br H, ist im reinen Zustande ein farbloses, wie Salzsäure riechendes, an der Luft rauchendes, sauer schmeckendes u. reagirendes, auf der Haut Jucken u. Entzündung erregendes Gas, das sich leicht mit Wasser zu wässeriger Hydrobromsäure verbindet. Mit Metalloxyden bildet dieselbe Wasser u. B-metalle (analog der Salzsäure). C) Mit Ammoniak bildet das B. bromsaures u. hydrobromsaures Ammoniak, den analogen Chlorverbindungen ähnlich Diese Verbindungen finden sich in allem Salmiak zu dessen Darstellung man sich bromhaltiger Salzsoote bediente, oft bis zum Betrage von 3–4 Proc. Mit Chlor verbindet sich das B. zu Chlor-B., einer röthlich-gelben, flüchtigen, scharf riechenden, Lackmus schnell entfärbenden Flüssigkeit; wässerige Alkalien zerlegen es schnell zu bromsauren Salzen u. Chlormetallen. D) Die Brommetalle, die, sich, wie die Chlormetalle, zum Theil unter Feuerentwicklung bilden, sind theils schmelzbar u. flüchtig, theils feuerbeständig.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 332.
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