Buch [1]

[392] Buch, 1) jede aus mehreren Bogen bestehende Schrift. Die ältesten (uneigentlich so genannten) Bücher (Bibloi, Libri, Codices) waren Rollen (Rollschriften, Kylindri, später Eiletaria, Tomaria, Volumina), d.h. mehrere an den Enden zusammengeleimte um einen cylinderförmigen Stab (Rhabdos, Bacillus), gerollte Blätter (Schedae, Libri). Eine Rolle umfaßte gewöhnlich nur 1, auch 1/2 Abschnitt (Tomos, Biblion, Volumen) eines Werks, so daß ein solches in mehreren Rollen begriffen war. Meist wurde nur 1 Seite des Papiers beschrieben, selten beide (dann hieß die Schrift Opisthographos). Ein hölzerner, beinerner, hörnerner etc. Knopf (Omphalos, Bulla, Umbilicus) war an einem od. beiden Enden (Cornua) des Stabs angebracht. Die beiden Ränder der Rollen wurden mit Bimsstein geglättet od. abgeschnitten. An die Außenseite der in dem Repositorium horizontal u. so liegenden Rolle, daß die Basis des Cylinders dem Auge zugekehrt war, war auf einem, gewöhnlich rothgefärbten Papiertäfelchen (Pittakion), der Titel (Syllabos, Sittybos, Index, Titulus) des Buchs geschrieben, welcher die Anfangsworte des Werks, nach denen dasselbe genannt u. citirt wurde, enthielt. Oft schützte ein Überzug od. eine Kapsel (Diphthera, Eilema, Periblema) das Volumen gegen Befleckung. Doch kannten die Alten auch schon 4eckige Bücher aus Erz, Blei, Holz, Elfenbein (Deltoi, Deltaria, Tetrades, Pinakes, Somatia, od. nach der Art der Zusammenfaltung Diptychia, Triptychia etc., Libri quadrati, Pugillares, Tabulae), od. aus Pergament (Membranae) gefertigt; die letzteren waren durch Leim u. Pergamentstreifen verbunden, entweder wie in neuern Zeiten, od. so, daß sie fächerartig ausgedehnt u. zusammengefaltet werden konnten (Ptykloi, Libri plicatiles). Die ersteren hatten am Rücken metallene Ringe, durch die man ein metallenes Stäbchen steckte, welches sämmtliche Tafeln zusammen hielt. Im Mittelalter erhielten sich die Arien der Bücher der Alten, od. man legte sie in Futterale von Holz, Pergament, Elfenbein etc. u. ersetzte diese im 11.–13. Jahrh. durch dicke Breter od. Tafeln, die man Anfangs blos mit Faden zusammenband, in der Folge aber mit Pergament od. Leder überzog u. mit Riemen zuband. Das Heften der Bücher u. das Fassen derselben in einen Einband kam erst mit Erfindung der Buchdruckerkunst auf. Die ersten gedruckten Bücher hatten weder Titel, noch Seitenzahl, noch Signatur u. eine mehr quadratische als länglich-4eckige Gestalt. Der Text begann auf der ersten Seite mit einer Angabe des Inhalts (Titels), die sich gewöhnlich durch fettere Schrift auszeichnete, u. endigte gewöhnlich mit Angabe des Datums, wann, u. des Ortes, wo das Buch gedruckt war; auch pflegten die Buchdrucker ihren Namen dazu zu fügen. Kleinere Bücher, namentlich Pamphlete, wurden dagegen oft ohne Angabe[392] des Datums, des Ortes u. des Druckers ausgegeben. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts wurde es üblich, bei größeren wissenschaftlichen Werken ein besonderes Blatt mit dem Titel vorzusetzen. Schon vorher begann man die einzelnen Blätter zu numeriren, später das ganze Buch zu paginiren, die Seiten durch den Custos zu verbinden u. die Bogen zu signiren. Umfangreiche Bücher wurden in Folio, seltener in Quart gedruckt. Handlichere Formate kommen erst im Laufe des 16. Jahrhunderts u. zwar zunächst in Italien auf, wo Aldus Manutius griechische u. römische Klassiker in Octav zu drucken begann; noch kleinere Formate gaben die Holländer den Büchern im 17. Jahrh., die Elzevirs, Bläuw u.a. Vgl. Arnett, An inquiry into the nature and form of the books of the ancients, Lond. 1837. 2) Theil od. Abschnitt eines gedruckten od. geschriebenen Buchs; so 3) mehrere Schriften des A. T., so: B. Josua, B. Esra, B. Sirach, B. der Weisheit (s. Salomo); u. mehrere nicht mehr vorhandene, wie: B. der Frommen, B. der Redlichen, B. der Lieder, wahrscheinlich Anthologie hebräischer Siegs- u. Volksgesänge, deren Verfasser od. Sammler unbekannt ist; B. der Kriege des Herrn, nach Einigen ein Buch noch vor Moses, worin die Kriege der Juden in Ägypten beschrieben waren, nach Andern das 4. B. Moses, nach noch Andern das B. Josua; 4) (Papierh.), eine Lage von 24 Bogen Schreib- u. von 25 Bogen Druckpapier, s.u. Ballen; 5) bei Gold- u. Silberblättern 12–25 Blätter, vgl. Blattgold; 6) (B. Karten), alle Blätter einer Farbe zusammengenommen; ein solches wird zum Pointiren bei Hazardspielen gebraucht.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 392-393.
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