Büchse [2]

[416] Büchse, ein mit Zügen versehenes Feuergewehr., welches die Waffe der Jäger u. Schützen ist u. durch seine Einrichtungen einen möglichst genauen Schuß gestattet. Der Lauf ist von Schmiedeeisen, etwas mehr od. weniger als 30 Zoll lang, außen gewöhnlich gekantet u. innen mit Zügen versehen, deren Zahl von 2–16 gewechselt hat. Die Züge sind spiralförmig gewunden (Drall) u. laufen je nach ihrer Zahl u. Tiefe /8 – 11/2 Mal herum; durch den Drall wird der Vortheil erzeugt, daß sich beim Abfeuern das Geschoß um seine Längenachse drehen muß u. in Folge dessen weniger von der angewiesenen Bahn abzuweichen vermag. Verschlossen ist die Seele des Laufs nach hinten durch eine Patentschwanzschraube. Die Eisenstärke des Laufs ist verhältnißmäßig beträchtlich, theils um dem Gewehr ein hinreichendes Gewicht zu geben, vermöge dessen der Rückstoß bei Entzündung des Pulvers weniger fühlbar wird; theils auch, um die auf das Treffen nachtheilig einwirkenden Schwingungen des Eisens beim Schusse zu vermindern. Zum sicheren Zielen sind auf dem Lauf das Korn u. das Visir angebracht: für weitere Entfernungen hat letzteres eine od. mehrere Klappen. Durch Stifte od. besser durch Schieber ist der Lauf mit dem Schaft verbunden, welcher letztere meist aus Nußbaum gefertigt ist u. häufig an seinem Kolben einen Kasten hat, in welchem einige kleine Geräthe des Zubehörs od. auch einige Munition Platz finden kann. Um das Abdrücken des Schlosses zu erleichtern, haben die B-n noch die besondere Verrichtung des Stechschlosses, welches bei der leisesten Berührung das Niederschlagen des Hahns bewirkt. Die allgemein angewendete treibende Kraft ist das Pulver, u. zwar hat man meist das beste u. feinste dazu verwendet, weil die Ladung wegen der Kürze des Laufs nur eine geringe sein kann. Früher hat man auch die atmosphärische Luft bei der sogenannten Windbüchse (s.d.) zu verwenden gesucht, doch ist die damit erreichte Kraft zu gering. Je nach der Schwere des Gewehrs u. der Größe seines Kalibers unterscheidet man die Bürschbüchse, welche für den Gebrauch im Felde u. auf der Jagd bestimmt ist u. daher nur geringes Gewicht (8 bis 10 Pfd.) u. kleines Kaliber hat (20_–40 Geschosse auf das Pfund), u. die Standbüchse, welche wegen ihrer Schwere nur mit Auflegen sich verwenden läßt u. ein Geschoß von oft mehr als 3 Loth hat; beträgt dies mehr als 4 Loth, so heißt das Gewehr Wallbüchse, meist nur aus u. gegen Festungen benutzt. Das Material des Geschosses ist ausschließlich Blei; die Gestalt desselben war früher gewöhnlich die kugelförmige, seit 1840 jedoch ist sie in der Regel cylindro-konisch, bisweilen auch hat man sie oval gefertigt. Das frühere Kugelgeschoß wurde stets mit einem Pflaster (gefettetem Barchent), das jetzige Spitzgeschoß dagegen meist ohne ein solches geladen, weil es bei den neueren Systemen erreicht worden ist, den Spielraum auch ohne Pflaster zu beseitigen u. dabei zugleich ein sehr erleichtertes Laden zu erzielen. Das Geschoß wird vermittelst des Ladestocks in den Lauf gebracht, od. auch, wie bei der Zündnadelbüchse u. der französischen Wallbüchse, von hinten in den Lauf eingeschoben. Im ersten Viertel des 16. Jahrh. in Nürnberg von Wilhelm Danner erfunden, hatten die B-n sich in ihrer principiellen Einrichtung fast unverändert bis etwa 1830 erhalten, u. waren nach u. nach von fast allen Armeen, wenigstens in beschränktem Maße als Waffe für besondere Abtheilungen angenommen[416] worden. Seitdem aber haben Erfindungen die Anwendbarkeit der B. als Kriegswaffe bedeutend gesteigert, u. dieselbe ist in größerem Maßstabe zur Einführung gelangt (das Nähere s.u. Gewehr).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 416-417.
Lizenz:
Faksimiles:
416 | 417
Kategorien: