Cagliostro

[552] Cagliostro (spr. Kaljostro), Alexander, Graf von C., eigentlich Giuseppe Balsamo, geb. 2. Juni 1743 in Palermo, Sohn armer Eltern, nahm von seiner Tante u. Pathe Vinzenza C. den Namen an, kam jung nach Cartagiora in das Kloster der Barmherzigen Brüder, erwarb sich hier einige pharmaceutische u. physikalische Kenntnisse, ward aber ausgestoßen, weil er beim Vorlesen aus Legendenbüchern allerhand Scherze u. Zoten einflocht. In Palermo täuschte er Leichtgläubige durch Zauberkünste, Schatzgraben u. Nachahmen von Handschriften, mußte jedoch deshalb Palermo verlassen, u. um sich mit einem Nimbus bei seinem ferneren Auftreten zu umgeben, machte er, nachdem er sich durch Betrug von einem Goldschmied die Mittel verschafft hatte, in Begleitung eines angeblichen Weisen Alhotes eine Reise nach Ägypten, Syrien u. Griechenland. Er kehrte 1770 als Graf C. zurück, lernte in Venedig die schöne Florenza Feliciani, eines [552] Gürtlers Tochter, kennen u. heirathete sie. Er durchzog nun Oberitalien u. Deutschland u. erwarb als Arzt, Alchemist, Geisterbeschwörer, Mystiker, Freimaurer u. durch Verkuppelung seiner Frau einen glänzenden Lebensunterhalt. 1779 ging er nach Kurland, wo Elise v. d. Recke zu seinen Gläubigen gehörte, dann nach Petersburg, wo er aber keine Geschäfte machte, nach Warschau, 1780 nach Strasburg u. Paris; nach einem längeren Aufenthalte in England kehrte er 1785 nach Paris zurück, wurde hier in die Halsbandgeschichte (s.d.) verwickelt, u. nachdem er eine Zeitlang in der Bastille gesessen hatte, aus Frankreich verwiesen. Dann lebte er bis 1787 wieder in England u. ging darauf nach Rom, wo er, als Freimaurer zum Tode verurtheilt, aber zu lebenslänglicher Gefangenschaft im Castell San Leon begnadigt, 1795 starb. Er kannte die Menschen seiner Zeit u. wußte ihre Leidenschaften u. Schwächen bestens zu benutzen. So wollte er den Stein der Weisen bereiten lehren; eine Lebenstinctur u. ein Schönheitswasser besitzen, verhieß kinderlosen Frauen (durch seinen geistigen Einfluß) Erben etc., trat als Stifter einer geheimen Secte auf, nahm den Titel Groß-Kophta als Großmeister der wiederhergestellten ägyptischen Maurerei an. Goethe geißelte sein Treiben in dem Lustspiel des Großkophta. Vgl. Mém. authentique, Par. (erdichtet); C., Vertheidigungsschrift, von ihm selbst aufgesetzt, nebst merkwürdigen Zügen aus seinem Leben, Jena 1786; Elisa v. d. Recke, Nachricht von des berüchtigten C.s Aufenthalt in Mitau, Berl. 1787; (L. E. Borowski) C., einer der merkwürdigsten Abenteurer unseres Jahrh., Königsb. 1790.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 552-553.
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