Cochinchina

[229] Cochinchina (spr. Koschinschina), Theil des hinterindischen Reiches Annam, zwischen 12° u. 18°30' u. Br., vom Meere bis zur westlichen Grenze durchschnittlich 20Meilen breit; grenzt im N. an Tong-king, wohin man durch einen Gebirgspaß gelangt, der mittelst einer 11/2 Ml. langen Mauer geschlossen ist, gegen W. an Siam, Tschampa u. Cambodscha, davon abgeschlossen durch eine Kette hoher u. unfruchtbarer, noch nicht näher bekannter Gebirge, gegen S. u. O. an das Chinesische Meer, an dem es eine Küste von 100 Ml. hat, die sich landeinwärts terrassenförmig in steilen Wänden erhebt, so daß der Küstensaum höchstens 2 Stunden, gewöhnlich nur Viertel- u. halbe Stunden breit ist; zahlreiche Buchten schneiden in dieselbe ein, in die viele Flüsse münden, von denen aber keiner beträchtlich ist. Das Land ist von der Küste an 21/2 Ml. in das Land hinein ganz dürftig u. öde, nur hier u. da fruchtbare Striche, sonst im Allgemeinen sandig; es gedeihen Getreide, Gemüse, Reis, Zimmet u. Zuckerrohr in Fülle, bes. aber das Adlerholz, das hier zu größerer Vortrefflichkeit gelangt, als irgend wo anders; damit wird bedeutender Handel mit den Chinesen getrieben. An Metallen fehlt es, soviel jetzt bekannt ist, diesem Lande ganz. Die Bewohner sind von kleiner Gestalt, nicht sehr dunkel, beweglich, heiter, offen u. gutmüthig, lassen das Haar ganz wild wachsen; ihre Kleidung besteht in Beinkleidern u. einem Rocke; ihre Hauptnahrung besteht in Reis u. Fischen; Milch, Butter, Käse werden verabscheut; ihre niederen, schmutzigen u. unbequemen Hütten bauen sie aus Erde u. Bambusrohr u. decken sie mit Stroh. Das Land, welches unmittelbar unter dem Kaiser steht, während die übrigen Provinzen unter Statthaltern stehen, zerfällt in: A) das nördliche, [229] Ober-C., auch Hné nach der Hauptstadt, mit den Provinzen: Quang Binh, Quang Tri (Dinh Cat) u. Quang Du'c; B) das mittlere C., mit den Provinzen: Quang Nam (Phu Cham), Quang Ngai (Hoa Ngai), Qui Nho'n (Qui Phu, Binh Diuh), Phu Yên, Binh Hoa u. Binh thuan; C) das südliche C. (ehemals Dong Nai, Feld der Hirsche) mit den Provinzen: Biën Hoa (Dong Nai), Phan Jen (Sai Gon), Dink Tuong (Mi Tho), Vinh Thanh (Lang Ho), Chau Do'c (An Giang), Nam Vang u. Ha Tien (bei den Europäern Cancao). Der Name des Landes ist den Bewohnern, die es selbst Dang trong, d. i. Innerland, nennen, nicht bekannt, sondern stammt von den Portugiesen, die das Land Coe-chen od. Cochin nennen hörten u. China hinzusetzten zum Unterschiede von dem Cochin auf der Küste von Malabar. Über Münzen, Maße u. Gewichte, s. u. Annam. – Geschichte, s. Annam (Gesch.).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 229-230.
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