Euter

[15] Euter, die die Milch absondernden Organe der weiblichen Säugethiere, bes. der größeren Hausthiere, den Brüsten ihrer Bildung nach entsprechend, auch naturhistorisch Brüste genannt, was jedoch nur bei Thieren, wo solche in einem Paare an der Brust liegen (Affen, Elephanten, Fledermäusen, Cetaceen) passend ist; andere haben solche nur am Bauche (Bären, Schweine, Rindvieh, Hunde u.a.), andere blos in den Weichen (Wiederkäuer, Einhufer, mehrere Nager, der Delphin); die meisten Raubthiere u. mehrere Nager haben sie an der Brust u. dem Bauche; unter den Nagern haben manche alle 3 Arten von E. (die Zieselmaus). Die Zahl richtet sich nach der Zahl der Jungen, welche gewöhnlich ein Thier wirst, u. steigt von 2 bis 10; jedoch variiren sie bei Individuen Einer Art; der Zahl der E. entspricht auch die der Saugwarzen (Zitzen, Striche, bei Hunden Spulen). Die vorzüglichste Krankheit des E-s ist beim Zuchtvieh die Euterentzündung. Ihre Ursachen sind Stöße, Schläge, Kneipen des E-s, zu geringes Ausmelken od. Aussaugen des reichliche Milch absondernden E-s, zu schnelles Absetzen, gewaltsames Ziehen an den Strichen, Genuß von balsamischen, reizenden Substanzen, Erkältung etc. Kennzeichen: das E. ist schmerzhaft, goröthet, glänzend u. angeschwollen, die Milch blutig, gering u. dünn; das Melken leiden die Thiere nicht gern, sie schlagen u. trippeln, gehen hinten gespannt etc. Behandlung: Aderlaß an der Milchader, innerlich täglich 2–3 Mal 1 Loth Salpeter mit 2–3 Unzen Glaubersalz (Schafen gibt man nur 1/3) in einer Abkochung von Leinsamen gelöst u. erweichend zertheilende, warme Bähungen aus Butter, Essig u. Bier, Einreibung mit Althäensalbe, Klystiere aus Öl, Seife od. Kochsalz, mit Wasser etc. Ist Eiterung zu fürchten, so sind Auflösung von Malven u. Leinkuchenmehlbrei, mit Zusatz von Schierling als Umschläge od. Bähungen nützlich. Geht der Absceß nicht von selbst auf, so öffnet man ihn durch einen Einschnitt. Zurückbleibende Euterverhärtungen (Milchknoten) erfordern öfters Ausmelken u. zertheilende Einreibungen von Campher, flüchtigem Liniment, Opodeldoc, Salmiakgeist, grauer Quecksilbersalbe etc. Auch zum Essen dient das Kuh-E., indem es weich gekocht, in Scheiben zerschnitten u. mit Sardellen- od. Citronensauce gegeben wird. Auch zum Braten wird es in Scheiben zerschnitten, in Butter od. auf dem Roste gebraten u. zu Gemüse, Salat od. Sauerkraut genossen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 15.
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