Galactometer

[846] Galactometer (Galactoskop, Milchmesser, Rahmmesser), Instrument zur Prüfung der [846] Milch nach ihrem Gehalt an Butter u. Caseïn, bes. rücksichtlich ihrer Verfälschung u. Verdünnung durch Wasser. Das Instrument, welches Cadet de Veaux anwendete, war nur ein Aräometer, welches die Dichtigkeit der Milch angab; nach Jones bringt man die Milch in eine verticale graduirte Glasröhre u. vergleicht die Höhe des nach einiger Zeit sich absetzenden Rahmes. Je mehr Raumtheile dieselbe einnimmt, desto besser ist die Milch. Man erfährt nach dieser Methode nur den Rahmgehalt der Milch u. zwar nur sehr annähernd, daz.B. Verdünnung der Milch auf die Schnelligkeit der Abscheidung von Einfluß, die Absonderung des Rahmes aber auf die Temperatur u. die Zeit, welche seit dem Melken verflossen ist, bedingt wird. Neanders G., welcher in der Schweiz hauptsächlich angewendet wird, beruht auf ähnlichen Grundsätzen. Chevallier u. Henry benutzen zur Bestimmung der Güte der Milch ein Aräometer, an dessen Graduirung die Striche, bis zu welchen dasselbe in reine Milch einsinkt, durch rothe Grade angegeben sind. Simons Methode gründet sich darauf, daß Caseïn u. Butter, bes. bei ganz gelinder Erwärmung, durch Galläpfeltinctur od. durch Zinkvitriollösung vollständig niedergeschlagen werden, worauf man bestimmt, wie viel dem Volumen nach von einer Lösung von bekannter Stärke zur Fällung einer normalen Milch nöthig war, u. das Volumen mit anderen Milchsorten vergleicht. Der Donnésche G. beruht auf einer in der natürlichen Beschaffenheit der Milch selbst begründeten Eigenschaft derselben; je mehr Fettkügelchen in einer gewissen Menge Milch sich befinden, desto undurchsichtiger u. reicher an Fetttheilen ist sie; also kann die Bestimmung des Grades ihrer Undurchsichtigkeit auch dazu dienen, ihren Gehalt an Rahm zu messen. Der Grad der Undurchsichtigkeit der Milch kann jedoch nur bei sehr dünnen Lagen derselben bestimmt werden. Der G. besteht aus zwei Plangläsern; die Milch wird zwischen beide Gläser gethan u. die Flamme eines Wachsstocks dient als Richtkorn, um die Undurchsichtigkeit zu beurtheilen. Die Dicke der Milchlage wird durch einen graduirten Meßring angegeben; eine Tabelle bestimmt den Rahmgehalt für jeden Grad. Der Gumpenbergsche G. besteht aus einem graduirten Cylinderglas, ist 4 Zoll 3 Linien hoch u. hat 1 Zoll 4 Linien Durchmesser. Bis oben mit Milch gefüllt, wird er auf einer ganz ebenen Stelle an einen 11_–12° R. warmen Ort gestellt. Binnen 12 Stunden sammelt sich der Rahm oben vollständig an. Eine zu diesem G. gehörige Tabelle gibt an, wie viel Butter 100 Maß Milch enthalten, wenn der Rahm 2,3 etc. Grad einnimmt. Der Lehmannsche G. besteht aus 4 hohen, in ein Holzgestell eingelassenen Cylindergläsern, die mit einander in der Art correspondiren, daß ihr Inhalt durch eine Gradeintheilung von 1_–100 in gleiche Theile gebracht ist. Bei Anwendung des G. ist es wesentlich, ob die Kuh frisch- od. altmelkend, ob die Milch Morgen-, Mittag- od. Abendmilch ist, u. ob man von der zuerst od. zuletzt beim Melken gewonnenen Milch verwendet.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 846-847.
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