Iberĭa

[767] Iberĭa (a. Geogr.), 1) Landschaft in Asien zwischen Albanien, Armenien, Kolchis u. dem Asiatischen Sarmatien, bergig durch den Kaukasos u. die Moschischen Berge, bewässert vom Kyros u. dessen Nebenflüssen Argus, Kambyses, Alarzonius u. Pelorus; Producte: Getreide, Öl, Wein; die Einw. (Ibēri, Ibēres), gebildeter als ihre Nachbarn, sollten zum Medisch-Assyrischen Volksstamme gehören u. waren in vier Casten getheilt: Edle, aus denen der Fürst gewählt wurde; Priester, welche zugleich die Rechtserfahrenen waren; Krieger u. Landbauern; Sklaven, welche Eigenthum des Fürsten waren u. alle öffentlichen Arbeiten verrichteten. Der Mityradienst herrschte hier, bis im 4. Jahrh. das Christenthum eingeführt wurde; seitdem leiteten sie ihren Ursprung von einem Sohne des Königs David u. der Bathseba her. Unter den Ortschaften des Landes waren die wichtigeren: die Festungen Harmozika u. Juroipaach, Meßleta, Artamissa. I. wurde schon früh unter persische Hoheit gebracht; unter Trajan bemächtigten sich die Römer des Landes, bis es nach dem Tode Julians wieder an die Perser kam. Im Mittelalter erlosch ihr Name; j. Grusier, Mingrelier, Kacheten u. Lazen, s.u. Georgien (Gesch.). 2) Landstrich in Indien zwischen Larica u. Scythien, wohin wahrscheinlich die Iberer aus I. 1) gewandert waren. 3) In ältester Zeit der südliche Theil von Spanien, dann Name der ganzen Pyrenäischen Halbinsel; so genannt, weil dieselbe von dem Volke der Iberer bewohnt war, welche auch die Bevölkerung von Aquitanien od. dem ganzen südwestlichen Frankreich bildeten. Sie sind die Urbewohner dieser Länder, stehen in keinem Zusammenhang mit den Iberern am Kaukasus u. bilden einen eigenen vielfach zergliederten Völkerstamm, als dessen Reste die heutigen Basken (s.d.) zu betrachten sind. Die meisten der auf uns gekommenen Personen- u. Localnamen in dem alten Iberien lassen sich aus der Sprache der Basken erklären. Vgl. W. von Humboldt, Prüfung der Untersuchungen über die Urbewohner Hispaniens vermittelst der Baskischen Sprache, Berl. 1821. Als die Carthager in Spanien Colonien zu gründen begannen, fanden sie eine ziemliche Anzahl iberischer Völkerschaften vor, die theils monarchisch, theils republikanisch regiert waren. Für die civilisirteste Völkerschaft galten zur Zeit der beginnenden römischen Herrschaft die Turdetaner an der Südküste; dieselben hatten weit zurückgehende Annalen in ihrer Sprache, Dichtungen u. Gesetzbücher. Eine ziemlich hohe Bildung besaßen auch die Turduler, welche einen Theil von Lusitanien (Portugal) inne hatten. Mit den Carthagern standen die Iberer in lebhaftem Handelsverkehr, welcher sich namentlich in Tartessus concentrirte. Mit den Carthagern, in deren Armeen die Iberer einen sehr wichtigen Bestandtheil bildeten, verbreitete sich auch tyrischer Cultus in Hispania. Unter den Industriezweigen hatte namentlich die künstlerische Bearbeitung der edeln Metalle eine hohe Stufe erreicht; der Bergbau wurde sehr schwungvoll betrieben. Die iberischen Münzen, welche auf uns gekommen sind, zeigen jedoch keine besondere Kunstfertigkeit. Das Hauptwerk über dieselben hat Boudard, Numismatique Ibérienne (Paris 1857 ff.) begonnen. Die Sprache ward mit einem eigenen Alphabet geschrieben. Vgl. Boudard, Sur l'alphabet des Ibériens, Paris 1851. Aus der Vermischung iberischer u. eingewanderter celtischer Stämme entstand das Mischvolk der Celtiberier (s.d.), welches die Hochebene des mittleren Spaniens bewohnte.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 767.
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