Länge [2]

[103] Länge, 1) astronomische L., Bogen der Ekliptik, welcher zwischen dem Punkte des Widders u. dem Breitenkreise eines Sternes enthalten ist, indem die Grade der Ekliptik von Abend gegen Morgen, nach der Folge der Zeichen, fortgezählt werden; doch wird auch die L. so bestimmt, daß, nach der Eintheilung der Ekliptik in 12 Zeichen, jedes von 30°, die Zahl des Zeichens (od. auch das Zeichen selbst) u. dann der Grad in diesem angegeben wird. Durch die astronomische L. u. Breite (s.d.) zugleich ist für jeden Stern der Ort, wo er sich am Himmel befindet, genau bestimmbar; doch ist für die Planeten, wie bei der Breite, der Unterschied von geocentrischer u. heliocentrischer L. wahrzunehmen. Wegen des Vorrückens der Nachtgleichen (s.d.) nimmt aber die L. jedes Fixsternes jährlich etwa um 52″ zu. Hiernach sind Fixsternstellungen nach älteren Angaben zu berichtigen; 2) geographische L., Abstand eines Ortes auf der Erdoberfläche von einem als erstem angenommenen Meridian, auf dem Äquator, wenn der Ort auf diesem liegt, od. auf dem Parallelkreis gemessen, auf welchem der Ort der Breite nach liegt; zusammen wird die geographische Lage durch L. u. Breite eines Orts bestimmt. Sie wird immer nach Graden (°) u. deren Eintheilungen in Minuten (′) u. Secunden (″) angegeben. Jeder Grad ist 1/360 eines Kreises. Da die Parallelkreise des Äquators aber von diesem aus nach den Polen zu immer kleiner werden, so werden solches auch die Grade (u. deren Theile) auf jedem dieser Parallelkreise. Wenn daher auf dem Äquator ein Längengrad 15 geographische Meilen od. 56727,4 Toisen beträgt, so beträgt er unter dem 45° nördlicher od. südlicher Breite nur 11,491 M. od. 40440,4 T., unter dem 60. Breitengrade nur 7,500 M. od. 28626,0 T., unter dem 80. Breitengrade nur 2,605 M. od. 9949,0 T. u. verschwindet ganz auf den Polen. Die scharfe Bestimmung der L. für einen Ort hat weit größere Schwierigkeiten, als die der Breite. Über die Verschiedenheit der Annahme eines ersten Meridians (die ganz willkürlich ist), s.u. Meridian. Die Reducirung des Betrags der L. nach einer od. der anderen Voraussetzung auf andere (wobei eben so östliche u. westliche L. vom ersten Meridian an aus bis zum 180°, als blos östliche Länge bis zur Wiedererreichung des ersten Meridians, also bis zum 360° gerechnet wird) ist leicht; aber der Abstand eines Meridians von einem anderen kann nur durch Verschiedenheit der Mittagszeit auf beiden Meridianen bestimmt werden, welche aber auch durch Wahrnehmungen an Himmelskörpern, die für eine Zeit an einem gewissen Ort bekannt sind, berechnet werden kann. Hierzu dienen Beobachtungen des Anfangs u. Endes der Mondfinsternisse, des Ein- u. Austritts der Mondflecken in den Erdschatten u. aus demselben, Ein- u. Austritte der Jupiterstrabanten in den Schatten ihres Hauptplaneten. Die Ungewißheit, welche aus der Schwierigkeit ganz genauer Beobachtungen hierbei hervorgeht, wird noch größer, wenn die Beobachtung zur See auf Schiffen angestellt wird. Diese Bestimmung heißt auch Meerlänge. In neuerer Zeit[103] ist jedoch diese durch Verbesserung von Chronometern (s.d.) sehr vermindert u. dadurch die Schiffsart um Vieles gesicherter worden, indem es dann blos auf die Ausmittelung des wirklichen Mittags für einen Ort ankommt, um den Abstand nach Längengraden von einem anderen Ort, dessen Mittag der Zeit nach bekannt ist, zu berechnen. Auch die zum Gebrauch der Schiffe eingerichteten Mondstafeln sind hierbei von großem Nutzen. Die genauesten Verzeichnisse der geographischen L-n der vorzüglichsten Sternwarten finden sich im Nautical almanac, in der Connaissance de temps u. im Berliner astronomischen Jahrbuche; ein Verzeichniß der geographischen L. vieler Orte in Frankreich im Pariser Annuaire; für viele Orte auf der ganzen Erdoberfläche überhaupt in C. L. von Littrow Verzeichniß geographischer Ortsbestimmungen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 103-104.
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