Markt

[901] Markt, 1)) die öffentliche zahlreiche Zusammenkunft der Käufer u. Verkäufer; 2) die Zeit, wenn dies geschieht; vgl. Wochen-, Jahr-, Vieh-, Roßmarkt u. Messe. Die Befugniß eines Ortes, Märkte zu halten, heißt Marktrecht (Mercatus), die Ertheilung desselben ist ein Ausfluß des Commerz- u. Privilegienregals u. geschieht vorzugsweise an Städte, so daß das Marktrecht dann Zubehör des Stadtrechts wird. Orte mit Markt-, ohne Stadtrecht heißen Marktflecken (s. Flecken). Gemeinrechtlich geht das Marktrecht durch zehnjährigen Nichtgebrauch verloren. Für die Bewohner des Platten Landes u. der kleinen Städte sind die Märkte von großem Vortheil, da sie sich durch diese leicht mit allen nöthigen Gewerbswaaren versorgen können, die sie sonst an ihren Wohnorten nicht in solcher Auswahl u. Wohlfeilheit finden würden. Besondere Märkte für einzelne Waarengattungen, bes. für landwirthschaftliche Erzeugnisse, wie Vieh, Wolle, Flachs, Hopfen, Leder, Leinwand etc. sind in den Gegenden, wo solche Waaren häufig hervorgebracht werden, ein gutes Mittel, den Absatz zu befördern u. sowohl die Erzeuger, als die entfernt wohnenden Käufer u. die Zehrer aus der Abhängigkeit von einzelnen Aufkäufern zu befreien; 3) der öffentliche Platz, auf welchem der M. gehalten wird. Oft haben diese Plätze nach den Dingen, welche man dort verkauft, besondere Namen, so: Korn-, Fleisch-, Fisch-, Holz-, Roß-, Wollmarkt. Die Griechen legten den M. (Agora) meist in der Mitte der Stadt, od., wenn mehre daselbst vorhanden waren, in der Mitte verschiedener Bezirke, bei See- od. Flußstädten aber nicht weit vom Hafen od. vom Flusse, in der Regel in einem regelmößigen Viereck an, umgaben ihn mit Säulengängen (s. Porticus) u. schmückten ihn mit Tempel, öffentlichen[901] Gebäuden, Statuen. Der M. war der Mittelpunkt für öffentliche Aufzüge, für die Volksversammlungen u. für den Handelsverkehr, daher hatten auch die einzelnen Theile der Märkte verschiedene Namen nach den dort feilgebotenen Waaren; sie dienten aber auch zum Aufenthalt des Volkes bei Regentagen u. zum Schutze gegen die Sonnenhitze. Der M. in Rom (Forum), wie in anderen Städten Italiens, unterschied sich von der griechischen Agora vorzüglich durch die Gestalt eines länglichen Vierecks, war aber ebenfalls mit öffentlichen Gebäuden, Statuen u. Denkmälern geschmückt, namentlich der große römische Marktplatz (Forum Romanum) mit der Rednerbühne (Rostra). Ringsum zogen sich auch Porticus, u. um für die Zuschauer der früher auf dem M. gehaltenen Fechterspiele noch mehr Platz zu gewinnen, wurden später doppelte Porticus über einander angelegt. Unter den untersten der zwei Säulenreihen befanden sich ringsherum Gewölbe für die Wechsler u. Negotiatoren, die oberen waren in Logen abgetheilt, s.u. Rom (Geogr.). Im Orient vertreten die Bazars (s.d.) die Stelle der Märkte. Im Mittelalter behielt man Anfangs die römische Einrichtung der Märkte mit Halle bei, so sind z.B. noch die Märkte der alten deutschen Reichsstädte gebaut (s. Laube 3). In Schlesien u. Polen heißen die Märkte oft Ringe, in deren Mitte das Rathhaus steht.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 901-902.
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