Midas [1]

[242] Midas, Sohn des Gordios u. der Kybele, König erst in Mygdonia (in Macedonien), dann in Phrygien. Einst hatte sich Silenos beim Durchzug durch die Gärten des M. in einem mit Wein gemischten Quell berauscht. Von den Landleuten in Fesseln geschlagen, wurde er zu M. gebracht; dieser ergötzte sich ander Weisheit des Alten u. nachdem er ihn 10 Tage bei sich bewirthet hatte, schickte er ihn dem Gotte zurück. Bacchos dankte ihm dafür dadurch, daß er ihm auf seine Bitte den Wunsch erfüllte, daß sich Alles, was er anrühre, in Gold verwandle. Als sich aber auch Speise u. Trank in dieses Metall verwandelte, bat M. den Gott, er möge ihn von dieser Gabe wieder befreien. Bacchos gebot ihm, bis an die Quelle des Paktolos zu gehen u. sich darin zu baden. Seitdem führt dieser Fluß Gold bei sich, u. M. war seiner verderblichen Eigenschaft ledig. Nach And. fing M. den Silenos od. den Satyros bei der Midasquelle bei der Stadt Ankyra, ind em er ihn durch das mit Wein vermischte Wasser der Quelle[242] trunken machte u. einschläferte. In einem Wettstreit zwischen Apollo auf der Zither u. Pan auf der Syrinx entschied der zum Kunstrichter gewählte M. für Pan. Apollon ließ dem übelhörigen Kunstrichter ein Paar Eselsohren wachsen. Lange verbarg er sie unter seinem phrygischen Turban, nur sein Barbier wußte um das Geheimniß, welches diesen indeß so gewaltig drückte, daß er es wenigstens in eine Grube hineinflüsterte, über welcher aber bald Schilfrohr wuchs, durch welches das Geheimniß Allen kund wurde. In den satyrischen Dramen der Athener erscheint M. als weichlicher, durch Wollüste erschlaffter Despot, welcher das Grobsinnliche dem Geistigen vorzieht u. dessen spitzige Satyrohren auf der Bühne in Dummheit verkündende Eselsohren verwandelt wurden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 242-243.
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