Ratte

[838] Ratte, 1) so v.w. das Geschlecht Maus; 2) bes. die durch Größe ausgezeichneten Mäuse, als: a) Hausratte (Mus rattus L.), oben schwarzgrau, unten aschgrau, Schwanz länger als der Körper, hat Daumennagel; lebt gesellig, thut noch mehr Schaden, als die Maus, beißt fetten Schweinen Ohren u. Schwanz ab, frißt ihnen auch Fett aus dem Leibe, greift sogar, wenn sie gereizt wird, Menschen an; soll durch Schiffe in alle Erdtheile verbreitet sein; in Deutschland fast ganz durch die Wanderratte verdrängt. Bisweilen verwickeln sie sich mit den Schwänzen, s. Rattenkönig. b) Wanderratte (Mus decumanus L.), größer, als die Hausratte, oben braunroth, unten weißlich, hat einzelne Borstenhaare,[838] ist durch Einwanderung seit etwa 1750 (vielleicht aus Persien od. Ostindien) über ganz Europa u. durch Schifffahrt auch in andere Gegenden verpflanzt worden, hat die eigentliche R. verdrängt, ist aber durch Gefräßigkeit (welche keinen vegetabilischen u. animalischen Gegenstand verschmäht) noch schädlicher als jene, geht zwar nicht in die obern Stockwerke der Häuser, unterwühlt dagegen Schwellen, ja ganze Gebäude, setzt sich gegen Menschen u. Thiere zur Wehre, hat sehr scharfen Geruch; wandert zuweilen in großen Schaaren, wird von einigen Völkern gegessen. Auch unter den Haus- u. Wanderratten gibt es Albinos, d.h. ganz weiße mit rothen Augen. Man vertilgt diese u. die vorige R. durch Rattengift od. Rattenpulver, meist Arsenik, unter allerhand Formen auf Fleisch u. Brod gestreut, auch zu einem Backwerk mit Butter (Rattenconfect) verarbeitet, durch Phosphorlatwerge, durch Rattenfallen, von Form kleiner Tellereisen, Schlagfallen etc. c) Wasserratte, s. u. Wühlmaus; d) Fliegende R., s. u. Fledermaus.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 838-839.
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