Rochen [1]

[212] Rochen (Rajacei), Knorpelfischfamilie aus der Ordnung der Quermäuler; ihr von oben glatt gedrückter Körper, welcher durch die breiten, fleischigen Brustflossen die Gestalt einer rhombischen od. rundlichen Scheibe erhält, zeichnet diese Familie ganz bes. aus. Die Brustflossen verbinden sich nämlich nach vorn entweder mit einander, od. mit der Schnauze u. erstrecken sich nach hinten zu beiden Seiten des Bauches bis gegen das Ende der Bauchflossen hin; Augen u. Spritzlöcher liegen auf der Oberseite des Kopfes; Maul, Nasenlöcher u. Kiemenöffnungen dagegen auf der Unterseite; der Mund ist wie bei den Haien mit mehren Reihen von Zähnen besetzt, welche das Thier niederlegen u. aufrichten kann. Die Eier der R. sind chagrinartig, schwarz od. braun, viereckig kissenförmig, an den vier Ecken in schmale Bänder auslaufend; man nennt sie gewöhnlich Seemäuse. Die R. sind gefährliche, mehr od. weniger große Raubfische, die meistens in der Nordsee u. im Mittelmeere leben u. deren Fleisch meistens eßbar ist. A) Schwanz u. Schwanzflosse kurz: a) die Gattung Hairochen (Rhinobates), Körper spitz rautenförmig, mit dickem, fleischigem Schwanze, woran zwei Rücken- u. eine Schwanzflosse; Zähne dicht stehend, wie gepflastert; bilden den Übergang zu den Haifischen. Arten: Engelrochen od. Angelfisch (Rajalgaris s. Raja rhinobates), im Mittelmeere u. Arabischen Meerbusen, 3 Fuß lang, oben dunkel, unten röthlich weiß mit chagrinartiger Haut u. einer Reihe spitziger Höcker auf dem Rücken; Schnauze lang u. schmal; Glatter Hairochen (Rh. s. R. laevis), im Mittelmeere, blaßgrau, weißgefleckt, unten röthlichweiß, 4 Fuß lang, wohlschmeckend. b) Die Gattung Zitterroche (Torpedo), ebenso, aber der Körper kreisrund, glatt, bes. ausgezeichnet durch einen Apparat, mit welchem der Fisch elektrische Schläge mittheilen kann; dieser Apparat liegt zu beiden Seiten des Nackens, zwischen Kopf, Kiemen u. Brustflossen, u. besteht jederseits aus circa 1200 sechseckigen Röhrchen, die wie Bienenzellen neben einander stehen, durch Querscheidewände in kleine mit Gallerte u. Eiweiß angefüllte Zellen getheilt sind u. durch zahlreiche Nerven belebt werden. Die Schläge sind so stark, daß sie Enten tödten, u. man erhält sie nicht blos durch Berührung des Halses, sondern auch jedes anderen Körpertheiles; nach dem Tode hört die elektrische Kraft auf. Arten: Gemeiner Z. (T. nacke s. Raja torpedo), rothgelb, mit fünf großen blauschwarzen Flecken auf dem Rücken, welche irisiren u. von einem braunen Ringe u. weißen Fleckchen umgeben sind; bis 4 Fuß lang, 3 Fuß breit, fast in allen Meeren, bes. aber im Mittelmeere; eßbar; Gefleckter Z. (T. s. R. Galvanii s. marmorata), rothgelb u. schwärzlich marmorirt, 1 Fuß lang, im Mittelmeere; Fleisch schlecht, wird aber doch gegessen. B) Mit langem, dünnem Schwanze, ohne Schwanzflosse: a) die Gattung Eigentlicher R. (Raja), Körper rautenförmig, Schnauze vorragend, zwei Rückenflossen, kein Stachel am Schwanze. Zahlreiche Arten in den europäischen Meeren, z.B.: Walker od. Spitznase (R. fullonica s. Oxyrhynchus, span. Manta), oben schwarz, hell gefleckt, unten rothgelb, Nase sehr spitz, eine Reihe Stacheln auf Rücken u. Schwanz, drei Stacheln bei jedem Auge, 3–7 Fuß lang; in der Nordsee u. im Mittelmeer; wohlschmeckend; Glattroche (R. batis), oben zwar rauh, aber ohne Stacheln, nur der dreiseitige Schwanz hat eine Stachelreihe, übrigens oben schwarzbraun, unten gelblichweiß, in der Jugend grau gefleckt; Länge 3–6 F., bis 200 Pfund schwer; wohlschmeckend; in der Nordsee, im Mittelmeer u. Atlantischen Ocean; Stachelroche (R. clavata), rauh, mit knochenartigen, runden Erhöhungen, jede mit hakenförmiger Spitze; bräunlich u. weiß gefleckt, 11/2–2 Fuß lang, doch oft auch viel größer, sogar bis 10 Fuß lang; in der Nordsee. b) Die Gattung Stechroche (Trygon, franz. Pasténaque), Kopf von den Brustflossen umschlossen u. mit ihnen eine stumpfe Scheibe bildend; am dünnen Schwanze ein dolchartiger, beiderseits gezähnter Stachel; dieser Stachel hat, bei 4–5 Zoll Länge, 80 seine Zähne od. Widerhaken, so daß man ihn nur mit dem größten Schmerze aus der Wunde ziehen kann, oft auch Stacheln in der Wunde stecken bleiben, wodurch diese gefährlich wird; man hielt daher sonst den Stachel für giftig. Art: Gemeiner St. (T. pastinaca), glatt u. schleimig, bronzegrün, um den spitz vorstehenden Kopf mehr gelblich; Länge über 2 Fuß; in fast allen Meeren, im Mittelmeere häufig. c) Die Gattung Backzahnroche od. Meeradler (Myliobatis), Brustflossen sehr breit, flügelartig, Kinnladen mit breiten, platten Zähnen besetzt, Schwanz sehr lang, dünn u. ebenfalls mit einer, ja sogar mit zwei u. mehren gezähnelten Stacheln. Art: Gemeiner Meeradler (M. aquila, franz. Mourine, Rote-penade, Boeuf, Pesce ratto), glatt, oben dunkelbraun, an den Seiten olivenfarbig, unten her schmutziggrau, Kopf vorspringend, Augen groß; Länge über 3 Fuß; im Mittelmeer, Atlantischen Ocean u. der Nordsee; sein Stachel wird ebenfalls gefürchtet. d) Die Gattung Flügelkopf (Cephaloptera), Brustflossen ebenfalls sehr breit u. flügelartig, überhaupt wie vorige, aber ihr Kopf ist nach vorn abgestutzt u. die Brustflossen umgeben ihn nicht, verlängern sich vielmehr vorn in zwei vorragende Spitzen, welche wie Hörner vorstehen; Zähne sehr fein. Arten: Großer F. (C. Massena), im Mittelmeere, von fast elliptischer Form, glatt, in der Mitte fast kielförmig, oben bläulichschwarz, unten mattweiß, schwarz punktirt, mit Silberschimmer an den Seiten; Schwanz mit Stachel; bis 6 Fuß lang, 10 Fuß breit; Gemeiner F.(C. giorna s. R. cephaloptera), dick, quer elliptisch, indigblau, mit graugrünem u. violettem Schiller, unten mattweiß, Maul weit, Schwanz mit Stachel, 11/2 F. lang, 41/2 F. breit; im Mittelmeer.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 212.
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