Oesterreich

1. Oesterreich gehört der Welt Herrschaft.

Ueber dem Portal der wiener Burg stehen die Buchstaben: A.E.I.O.V., die auf verschiedene Weise gelesen werden: Alles Erdreich ist Oesterreich unterthan. Oder: Aller Ehren ist Oesterreich voll. Oder: Austriae es timperare orbi universo (Oesterreich gehört der Welt Herrschaft). Oder: Austria erit in orbi ultima (Bis zuletzt wird Oesterreich auf Erden sein). Oder: Austriaci erunt Imperatores orbi ultimi (Die letzten Kaiser der Erde werden die österreichischen sein). (Hesekiel, 17.)


2. Oesterreich ist aller Ehren voll.

Eine Denkmünze auf Joseph I., König von Ungarn, enthält: Austria Extendetur In Orbem Vniversum – Oesterreich Ist Aller Ehren Voll. (Witzfunken, VIIb, 17.) Die Dänen behaupten dagegen, es sei entweder voll Wind oder voll Gift: Austria aut ventosa aut venenosa. (Prov. dan., 42.) Von den drei letzten Regierungen sagt man, ihr Charakter sei in Monumenten Wiens ausgedrückt; Kaiser Joseph auf einem vorschreitenden Pferde (Fortschritt), Franz I. steht ruhig (Stillstand), Franz Joseph (Erzherzog Karl und Prinz Eugen, beide auf galopirenden Pferden) – alles auf dem Sprunge.


3. Oesterreich ist durch Schaden klug geworden.

»Wenn es den hochwichtigen strategischen Punkt bei Linz früher befestigt hätte, würde Napoleon nicht so bequem nach Wien gekommen sein.« (W. Menzel, Reise durch Osterreich, 1831, S. 114.) Das Sprichwort lässt sich aber auch noch auf spätere Erfahrungen Oesterreichs anwenden, nur dass die gewonnene Klugheit nicht im richtigen Verhältniss zu dem erlittenen Schaden zu stehen scheint.


4. Oesterreich ist ein Frauenzimmer, an dem alles schön ist und das doch nicht schön ist.W. Menzel, Reise durch Oesterreich.


5. Oesterreich, Preussen Hand in Hand, Deutschland sonst aus Rand und Band.

Ein zur Zeit des zur Befreiung Schleswig-Holsteins von der dänischen Herrschaft geschlossenen Bündnisses zwischen Oesterreich und Preussen entstandener Spruch, der die Wünsche der Feudalpartei ausspricht, welche von der Ansicht ausgeht, dass dies Zusammenwirken der beiden Regierungen die sicherste Bürgschaft zur Niederhaltung oder Unterdrückung freisinniger Bestrebungen gewähre. (Vgl. Niederschles. Zeitung, Görlitz 1866, Nr. 68.) Nach derselben Zeitung (1868, Nr. 63) ist Gerlach von Magdeburg der Vater desselben.


6. Tu felix Austria nube.

Im Betreff der reichen Heirath Albrecht's von Oesterreich mit Elisabeth, Tochter des Kaisers Sigismund.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873, Sp. 1159.
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