Vermögen (Subst.).
1. Das Vermögen ist nicht dessen, der's erworben, sondern dessen, der's geniesst.
It.: La roba non è di chi le fece, ma di chi la gode.
2. Ein jeder thu nach seinem Vermögen. – Sutor, 36.
3. Elk ên sîn Moeg, säd' Hans Fink, un rêd1 up de gäl Wörtel2.
1) Ritt.
4. Elk sîn Möge, sä' de Bûr, do êt he 't Kind sînen Brê up. (Oldenburg.)
5. Elk sin Möge, säd' de Düwel, dô êt he Torf mit Thêr. (Oldenburg.)
6. Elk sîn Moege, säd' de Jung, do êt he Fîgen. (Oldenburg.)
7. En ider no sinn Mög, sei der Bûr, do frôt he Speck mit Fîgen. (Meurs.)
8. Je mehr Vermögen der Vater, je weniger Tugend der Sohn. – Winckler, XIII, 93.
9. Je mehr Vermögen einer hat, je mehr will er haben.
10. Jeder soll nach seinem Vermögen thun.
Frz.: Chacun selon sa puissance. (Kritzinger, 571b.)
11. Jeder wird besteuert nach seinem Vermögen, sagte der Dieb, der wegen seines Fassungsvermögens im Zuchthause sass.
12. Man kann niemand über sein Vermögen zwingen. – Sutor, 36.
Frz.: On n'est point obligé à faire plus qu'on ne peut. (Kritzinger, 484a.)
Lat.: Ultra posse nemo obligatur. (Philippi, II, 231.) – Ultra vires et ultra posse nemo cogitur. (Seybold, 647.)
13. Man muss erst Vermögen erwerben, ehe man dick thun kann.
It.: Prima ricco, e poi borioso.
14. Man muss nicht über sein Vermögen geben (gehen). – Tendlau, 840.
15. Man muss nicht über sein Vermögen hinaus wollen.
Lat.: Oportet agrum imbecilliorem esse, quam agricolam. (Columella.) (Philippi, II, 74.)
16. Man soll nicht sein Vermögen an Einen Ort hinlegen.
Lat.: Ne uni navi facultates. – Uni navi ne committas omnia. (Seybold, 346 u. 650.)
17. Mancher legt sein Vermögen an nasse Waare aus Furcht vorm Brande. – Winckler, IV, 18.
[1570] 18. Ueber sein Vermögen thun, ist Narrheit vnd die grösste Thorheit. – Lehmann, II, 625, 17.
19. Ueber Vermögen kann niemand.
20. Viel Vermögen, viel Kummer.
21. Viel vermügen, hilfft nicht. – Petri, II, 575.
22. Wer am vermögen arm ist, der ist am ehrlichen Gemüth selten reich. – Lehmann, 43, 9.
23. Wer das Vermögen erwirbt, geniesst es nicht immer.
It.: Chi fa la roba, non sempre la gode.
24. Wer sein Vermögen mit den Händen wegwirft, der sucht ein anderes mit den Füssen. – Winckler, XV, 57.
Lat.: Utere quaesitis, sed ne videaris abuti. (Cato.)
25. Wer sein Vermögen verliert, verliert seinen Verstand.
Frz. Schweiz: Chi que pé chón bin, pé schou' eschien. (Schweiz, II, 242, 47.)
26. Wer sein Vermögen verschleudert, wird es nie mehr zusammenlesen.
Lat.: Tota reuisit herum vix pensio perdita rerum. (Reuterdahl, 989.)
Schwed.: Hwa sit spillir han ffaar alt sit naeppelika op. (Reuterdahl, 989.)
27. Wie das Vermögen, so die Steuer.
*28. Das geht über mein Vermögen (jüdisch: Jechooles). – Tendlau, 200.
*29. Er cha si Vermöge im enn Hund an Schwanz hänke. – Sutermeister, 96.
*30. Er hat sein gantz vermögen an seinem Leib. – Ritzius, 484.
Lat.: Omnem facultatem indutus est. (Suringar, CLIX.)
*31. Er het keis Vermöge as die ferndrige Trinkschulde. – Sutermeister, 63.
*32. Er kann sein ganzes Vermögen in einem Schnupftüchlein über das Hausdach werfen. – Sailer, 113.
*33. Sein Vermögen anbauen. (Oberösterreich.)
*34. Sein Vermögen durch die Gurgel jagen.
*35. Sein Vermögen guckt zu den Löchern seiner Hose heraus.
*36. Sein Vermögen hat in einer Nussschale Platz.
*37. Sein Vermögen ist flöten gegangen.
Ist dahin, zerflossen. Vom Pattdeutschen fléiten = fliessen.
*38. Sie hat nicht so viel Vermögen, das Gelübde der Armuth abzulegen.
Ein katholischer Pfarrer bat von der Kanzel: »Auch wollen wir zu milden Liebesgaben Elise W. euch sehr empfohlen haben. Die Fromme will ins Kloster sich begeben; doch leider hat sie nicht genug Vermögen, um das Gelübd' der Armuth abzulegen.« (Witzfunken, IVb, 65.)
39. Das ehrliche Vermögen bleibt, unrecht Gut holt der Satan. – Neue Illustrirte Zeitung, V, 25.
40. Vermögen ist höher als Leben. – Merx, 72.
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