Baner

[178] Baner (Joh.), einer der berühmtesten schwed. Feldherren des dreißigjährigen Kriegs, geb. 1596 in Djurholm, einem Gute seines Vaters, welcher zu den vier schwed. Reichsräthen gehörte, die wegen ihrer Ergebenheit für den vom Volke gehaßten König Sigismund im J. 1600 unter Karl IX. hingerichtet wurden, erhielt die strenge Erziehung des damaligen schwed. Adels und ließ frühzeitig Charakterfestigkeit und Entschlossenheit bemerken. Als Karl IX. den Knaben eines Tages freundlich fragte, ob er in seine Dienste treten wolle, entgegnete er: »Dir mag ein Anderer dienen; du hast meinen Vater erschlagen.« Gustav Adolf, der ihm früh gewogen war und dem er an Gestalt so glich, daß er oft mit ihm verwechselt worden sein soll, versöhnte ihn jedoch mit dem schwed. Regentenhause. B. betrat 1615 die militairische Laufbahn als gemeiner Reiter und zeichnete sich gegen die Russen und Polen durch Muth und Talente so aus, daß er 1630 als General der Infanterie und Reichsrath mit seinem Könige nach Deutschland kam. Hier nahm er an dem Kriege wie an den Unterhandlungen lebhaften Antheil, trug in der Schlacht bei Breitenfeld am 7. Sept. 1631 als Befehlshaber des rechten Flügels viel zum Siege der Schweden bei, nöthigte dann Pappenheim zur Räumung Magdeburgs und folgte 1632 seinem Könige nach Baiern, wo er bei Nürnberg am Arme schwer verwundet wurde. B. stand mit 12,000 M. an der bair. Grenze, als Gustav Adolf bei Lützen fiel. Kränklichkeit machte ihn einige Zeit unthätig. allein 1634 zum Feldmarschall und Oberbefehlshaber im niedersächs. Kreise ernannt, drang er, mit den Brandenburgern und Sachsen vereinigt, durch Schlesien nach Böhmen vor, wurde jedoch durch die Niederlage des schwed. Hauptheeres bei Nördlingen genöthigt, sich mit seinem kleinen Corps, Schwedens einziger Stütze, nach Thüringen und ins Magdeburgische zurückzuziehen. Als sich die Sachsen hierauf den Kaiserlichen anschlossen, ließ sie B. 1635 zuerst durch Brandschatzung dafür büßen, schlug im Sept. 1636 bei Wittstock die bis dahin vorgedrungenen verbündeten Heere und eroberte 1637 Torgau; die Belagerung von Leipzig dagegen mußte er aufheben. Von 40,000 M. verfolgt, machte er jetzt mit 11,000 M. einen ruhmvollen Rückzug nach Pommern, von wo er nach erhaltener Verstärkung 1639 wieder nach Sachsen und Böhmen vordrang, Freiberg im Erzgebirge zweimal, jedoch vergeblich, berennte, die Sachsen bei Chemnitz, die Östreicher bei Brandeis schlug und Böhmen verheerte, bis er von andringender Übermacht 1640 zum Rückzuge nach Erfurt genöthigt wurde. Hier vereinigte er sich mit dem durch den Tod des Herzogs Bernhard von Weimar verwaisten Heere, mit Hessen und Lüneburgern, konnte aber dem ihm bei Saalfeld entgegenstehenden kais. Feldherrn Piccolomini nichts anhaben und nahm in Hessen seine Winterquartiere. Allein mitten in der strengen Jahreszeit am 12. Jan. 1641 erschien er plötzlich vor Regensburg, wo der Kaiser und die ihm ergebenen Stände zum Reichstag versammelt waren und nur eingetretenes anhaltendes Thauwetter hinderte ihn, die Stadt zu erobern. Erkrankt und von allen Seiten gedrängt, mußte B. sich nach Sachsen zurückziehen und starb am 10. Mai 1641 in Halberstadt. Er war der umsichtigste Feldherr der Schweden, wie er denn allein 600 eroberte Fahnen nach Stockholm sendete; dabei aber ein leidenschaftlicher Freund sinnlicher Genüsse, die neben den Strapazen des Feldlagers seine Gesundheit untergruben. Seine Soldaten waren ihm unbedingt ergeben und Freund und Feind ehrten seinen Biedersinn. Um ihn von Schweden abtrünnig zu machen, bot ihm Kaiser Ferdinand III. vergebens die Reichsfürstenwürde und die Herzogthümer Glogau und Sagan.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 178.
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