Edgeworth von Firmont

[619] Edgeworth von Firmont (Heinrich Allen), letzter Beichtvater des unglücklichen Königs Ludwig XVI. von Frankreich, geb. 1745 zu Edgeworth-Town in Irland, war der Sohn eines protestantischen Geistlichen, der aber mit den Seinigen zur katholischen Kirche überging und sich dann nach Frankreich begab, wo sein Sohn von Jesuiten erzogen und selbst Jesuit wurde. Schon vor der franz. Revolution war E. Beichtvater der Prinzessin Elisabeth, Schwester Ludwig XVI. und verbarg sich nach Ausbruch der Revolution unter dem Namen Essex in Choisy bei Paris. Nach Ludwig XVI. Verurtheilung wünschte derselbe E.'s geistlichen Beistand, den ihm dieser auch furchtlos und mit aller Hingebung gewährte, den unglücklichen König bis an die Guillotine begleitete und ihn hier im letzten Augenblicke noch mit dem Zurufe gestärkt haben soll: »Sohn des h. Ludwig, steige zum Himmel empor!« Mit Mühe rettete sich E. 1796 nach England, wo die Regierung dem durch Frömmigkeit und [619] vortrefflichen Charakter ausgezeichneten Manne ein ansehnliches Jahrgeld gewähren wollte, das er aber ablehnte. Später begleitete er Ludwig XVIII. nach Deutschland und Mitau, und so deutlich spiegelte seine edle Seele sich in seinem ehrwürdigen Äußern, daß, als er von Ludwig XVIII. den Orden des h. Geistes an den russ. Kaiser Paul überbrachte, dieser ihn fußfällig um seinen Segen bat. E. starb im Mai 1807 in Mitau an einem bösartigen Fieber, das er sich als unermüdlicher Verpfleger zahlreicher kranker franz. Kriegsgefangener zugezogen hatte; die kön. Familie legte Trauer um ihn an und Ludwig XVIII. verfaßte selbst seine Grabschrift.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 619-620.
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