Erzväter

[693] Erzväter, Altväter, nach dem Griechischen Patriarchen, heißen die aus dem A. T. bekannten Stammväter des Menschengeschlechts, insbesondere aber werden Abraham, Isaak und Jakob als Stammväter der Israeliten mit jenen Namen ausgezeichnet. – Abraham, der berühmteste unter den drei Letztern, wurde zu Ur in Chaldäa um 2000 v. Chr. und etwa 400 Jahr nach der Sündflut geboren, und war ein Abkömmling von Sem, dem ältesten Sohne des Noah. Abraham's Vater hieß Tharah und hatte noch zwei ältere Söhne, Haran, den Vater des Lot, und Nahor. Auf Jehovah's Befehl verließ Abraham, der sich von Jugend auf durch Gottesfurcht auszeichnete, mit seinem Weibe Sara und seinem Neffen Lot seine Heimat und wanderte nach Kanaan, wo er sich später wegen Streitigkeiten über die Weideplätze von Lot trennte und überhaupt seiner Heerden wegen umherzog. Einer Verkündigung des Herrn zufolge, der auch dem Abraham die Beschneidung einzuführen befahl, sollte er Stammvater eines großen Volks werden, das zwar 400 Jahr in Ägypten dienen, dann aber Kanaan besitzen werde. Obgleich nun Abraham von seinem Weibe Sara im 99. Lebensjahre noch keine Kinder hatte, ward doch in der Folge sein Vertrauen durch die Geburt eines Sohnes, Isaak, belohnt. Nachdem Sara, 127 Jahre alt, gestorben war, heirathete Abraham noch die Cethura und zeugte mit ihr mehre Söhne, die später reich beschenkt aus dem väterlichen Hause entlassen und Stammväter arab. Völkerschaften wurden, daher Abraham auch von den Arabern als ihr Stammvater angesehen wird. Endlich starb Abraham in einem Alter von 175 Jahren und wurde bei Hebron in Kanaan in dem von ihm dort eingerichteten Erbbegräbnisse bestattet, wo auch Sara ruht und das von den Juden und andern morgenländischen Stämmen, die ihn den Freund Gottes nannten, stets in Ehren gehalten wurde. Seine im 1. Buch Mos. 11–25. Cap. mitgetheilte Lebensgeschichte ist durch spätere indische Sagen mehrfach ausgeschmückt worden und mohammedanische Schriftsteller lassen sogar den Tempel in Mekka, die Kaaba, von ihm erbauen. – Isaak glich seinem Vater im festen Glauben und Vertrauen auf den einigen Gott, obgleich er mitten unter Heiden wohnte, aber nicht an Thatkraft und Hoheit des Charakters und führte schon ein mehr seßhaftes Leben, da er viel Ackerbau trieb. Noch bei Abraham's Lebzeiten hatte er die schöne Rebekka, Tochter Bethuel's aus Mesopotamien, zur Frau genommen, allein erst nach 20 Jahren gebar sie ihm Zwillingsbrüder, Esau und Jakob, die schon im Mutterleibe uneinig gewesen sein sollen. Der zuletzt Geborene, Jakob, hielt sogar seinen Bruder bei der Geburt an der Ferse fest und erhielt davon seinen »Fersenhalter« bedeutenden Namen. Ihr Vater Isaak, dem Gott die dem Abraham gemachten Verheißungen bestätigt hatte, erblindete im hohen Alter und war bei seinem ohnedies sanften und nachgiebigen Charakter leicht zu hintergehen. Nachdem daher der schlaue Jakob von dem eines Tages ermüdet und hungrig von der Jagd heimkehrenden Esau, der von rauher aber redlicher Sinnesart und rasch im Handeln war, für ein Gericht Linsen dessen Erstgeburtsrecht schon eingetauscht hatte, wußte er auch mit dem Beistande seiner ihn bevorzugenden Mutter dem leicht zu täuschenden Vater den dem Erstgeborenen gebührenden Segen abzulocken, wodurch er der Erbe der herrlichen Verheißungen Abraham's wurde. Zwar mußte er deshalb vor seines Bruders Zorn zu seinem Oheim Laban fliehen, erhielt jedoch unterwegs in einem merkwürdigen Traume die Bestätigung der göttlichen Verheißungen von einer zahlreichen Nachkommenschaft und der Geburt des Messias aus seinem Stamme. Nachdem er bei Laban 14 Jahre gedient, um neben der Lea die schöne Rahel zur Frau zu erhalten, kehrte er mit seinen dort erworbenen Heerden und seiner Habe in seine Heimat zurück, sandte jedoch Friedensboten an seinen Bruder Esau voraus, der ihm mit 400 Kriegern entgegenkam, was Jakob ausnehmend besorgt machte. In der Nacht vor dem Zusammentreffen der Brüder und deren Versöhnung rang Jakob mit einem Manne, der ihm die Hüfte verrenkte und ihm zuletzt befahl, sich künftig Israel zu nennen. Er traf seinen Vater Isaak, der 180 Jahre alt wurde, noch am Leben; nach dessen Tode aber wendete sich Esau mit den Seinen in die Gebirge zwischen Palästina und Arabien, wo er der Stammvater der kriegerischen und betriebsamen Edomiter oder Idumäer wurde; Jakob blieb in Kanaan, erlebte aber viel Kummer an seinen Kindern, unter denen er die ihm von der Rahel geborenen Söhne Joseph und Benjamin am liebsten hatte und sie dadurch dem Unwillen der andern Kinder von der Lea Preis gab, und starb endlich in Ägypten, wohin er mit seiner Familie auf Einladung seines Sohnes Joseph (s.d.) eingewandert war, wurde jedoch bei seinem Vater in Kanaan begraben.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 693.
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