Knox

Knox

[624] Knox (Joh), der Reformator Schottlands, war in Gifford bei Haddington in Schottland 1505 in einer alten und achtbaren Familie geboren, studirte auf der Universität zu Andrews, war hier seit 1530 Lehrer der Philosophie und seit 1535 protestantisch gesinnt.

Angeregt durch Luther's Schriften hatte das eifrige Studium der h. Schrift und der Kirchenväter in ihm das Licht der Wahrheit entzündet. Im Stillen von der Nothwendigkeit einer Kirchenverbesserung überzeugt, begann K. 1542 öffentlich gegen das Papstthum zu predigen, mußte aber deshalb flüchten und fand in Nordschottland bei einigen gleichgesinnten Adeligen, unter deren Schutze er das Reformationswerk muthig fortsetzte, einen sichern Aufenthalt. Im J. 1547 kehrte er wieder nach Andrews zurück, wurde Prediger der jungen evangel. Gemeinde und ertheilte noch in demselben Jahre das Abendmahl unter beiderlei Gestalt. Aber bald darauf wurde er mit allen evangelisch gesinnten Einwohnern der Stadt gefangen genommen und mußte zwei Jahre auf den Galeeren Frankreichs schmachten. Hart geprüft, aber geistig erstarkt, hatte er 1549 kaum die Freiheit wieder erlangt, als er nach England eilte und hier unter Cran mer's (s.d.) mächtigem Einflusse in der nördl. Provinz Berwick die neue Lehre mit solchem Eifer verkündigte, daß er deshalb eine Pfarrei in London, sowie das Bisthum in Newcastle ausschlug. Neue Verfolgungen brachen über ihn aus, als König Eduard 1553 gestorben war, und die eifrig katholische Maria, die ihm folgte, jede Spur der Reformation zu vertilgen suchte. Schon waren viele Evangelische auf dem Scheiterhaufen gestorben und auch K., von dem Vater seiner Braut verrathen, schien zum Opfer der Verfolgungswuth bestimmt, entkam aber noch glücklich nach Genf. Hier lebte er den Wissenschaften in vertrauter Freundschaft mit Calvin, den er sich als Reformator zum Vorbild nahm. Auf die Einladungen seiner Freunde kehrte er zwar 1555 wieder nach Schottland zurück und stiftete daselbst zur gegenseitigen Vertheidigung die erste Verbrüderung (Congregation) der evangelischen Schotten; da aber hierdurch die ganze katholische Geistlichkeit gegen ihn in Aufruhr gerieth, und von der regierenden Maria v. Lothringen, der verwitweten Mutter der Maria Stuart, mit Ungestüm seine Hinrichtung, als des gefährlichsten aller Ketzer, verlangt wurde, so eilte K., von seiner Gattin und Schwiegermutter begleitet, schon 1556 wieder nach Genf zurück und wirkte hier als Prediger in der engl. Gemeinde. Abwesend verurtheilte ihn die Geistlichkeit in Edinburg zum Feuertode. Hiergegen appellirte K. an ein allgemeines Concil, und die neugestiftete Congregation nahm sich seiner kräftig an. Dennoch konnte er nicht nach Schottland zurückkehren. Er blieb zu Genf und vollendete seine berühmte Bibelübersetzung. Zugleich schrieb er auch einige Vertheidigungsschriften für sich an die Königin, wie an den Adel und die Stände Schottlands. Und da die schottische und engl. Maria fortwährend gegen die Reformation thätig waren, so schrieb er über sie die heftige Schrift: »Erster Trompetenstoß gegen das monströse Weiberregiment«, wodurch er aber nicht allein ihren Zorn, sondern auch den ihrer Nachfolgerinnen, der Königin Elisabeth (1558) und der Maria Stuart (1561) im höchsten Grade erregte. Dennoch kehrte er auf wiederholtes Bitten seiner Freunde im J. 1559 nach Schottland zurück. Kaum war er hier angekommen, als auch schon die Acht über ihn ausgesprochen wurde. Das Volk aber nahm ihn als einen Apostel auf, und zu Perth fing man jetzt zuerst an, mit unbeschreiblicher Wuth über die Bilder in den Kirchen herzufallen und die Klöster zu verwüsten. Schnell folgten andere Städte diesem Beispiele und es kam zu einem Religionskampfe zwischen Protestanten und Katholiken K. hatte das Ungewitter vorhergesehen und zum Schutze der Evangelischen durch vertraute Freunde am engl. Hofe ein Bündniß mit der Königin Elisabeth zu Stande gebracht. In Verbindung mit den Engländern erzwang nun die evangelische Partei gegen die Katholiken und die ihnen verbündeten Franzosen Duldung und freie Ausübung ihrer Religion. Durch einen Parlamentsschluß wurde 1560 der Protestantismus gesetzlich erlaubt und durch K. die einfach apostolische, aber allzu strenge presbyterianische Kirchenverfassung eingeführt. Aber auch nach diesem herrlichen Erfolg hatte K. noch manche Gefahren zu bestehen. Die Anstalten, welche Maria Stuart seit ihrer Rückkehr nach Schottland zur Unterdrückung der neugegründeten Kirche traf, machten seine ganze Wachsamkeit und Beredtsamkeit nöthig, und mehr als einmal suchte die Königin dem furchtbaren Gegner, der selbst ihres anstößigen Privatlebens nicht schonte, den Proceß zu machen. Doch rettete ihn immer seine Umsicht und Unerschrockenheit. Noch am Abend seines thatenreichen Lebens erfüllte die Nachricht von der pariser Bluthochzeit und die Furcht vor den auch Schottland bedrohenden Religionskämpfen seine Seele mit [624] tiefem Schmerze. Er starb am 24. Nov. 1572. Zu Glasgow (s.d.) ist seine hier abgebildete Bildsäule aufgerichtet worden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 624-625.
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