Loyola

[771] Loyŏla (Ignaz oder Inigo v.), der berühmte Stifter des Jesuitenordens, wurde als der jüngste von neun Brüdern 1491 auf seinem väterlichen Stammschlosse Loyola in den Gebirgen der Vasken geboren. Anfangs am Hofe Ferdinand's des Katholischen als Page dienend, fand sein nach ritterlichen Thaten begieriger Sinn wenig Befriedigung. Er entsagte dem üppigen Hofleben, nahm Kriegsdienste, schwang sich nach einer Reihe tapferer Thaten bis zum Befehlshaber der Besatzung von Pampelona empor und erhielt 1521 bei der heldenmüthigen Vertheidigung desselben in einem Sturme am rechten Fuße eine schwere Verwundung, wodurch er stets etwas hinkend blieb. Im schmerzlichen Darniederliegen suchte er in den Geschichten der Heiligen Trost. Das Außerordentliche und Großartige ihres Lebens, voll der kühnsten Entsagungen und rühmlicher Kämpfe riß ihn zur Bewunderung hin, und unfähig, wegen seiner Leibesverunstaltung als Weltmann eine glänzende Rolle zu spielen, beschloß er, das weltliche Ritterthum mit dem geistlichen zu vertauschen und wie der h. Franziscus durch der Erde Elend des Himmels Herrlichkeit zu erwerben. Den Anfang hierzu sollte eine Pilgerreise nach Palästina machen. Er war deshalb nicht sobald wieder genesen, als er sich heimlich auf den Weg machte, vor dem wunderthätigen Marienbilde zu Montserrat, an das er sein Schwert und Ritterkleid aufhing, sein Gelübde feierlich bekräftigte und in schwärmerischer Begeisterung für sein geistliches Ritterthum bei demselben eine Nacht in ernster Wacht verbrachte. Aber sein Herz fühlte sich noch nicht von den Regungen der Eigenliebe, des Stolzes und der Weltlust freigesprochen, und da ar sich derselben gleich anfangs auf das demüthigendste durch die härtesten Büßungen zu entledigen und das Innere dem Himmlischen und Heiligen aufzuschließen suchte, verfiel er in eine schwere Gemüthskrankheit, die seine Reise verzögerte, welche er jedoch dessenungeachtet über Rom, wo er Hadrian VI. die Füße küßte, muthig fortsetzte und nach unsaglichen Entbehrungen und Anfechtungen 1523 vollendete. Um die ihm mangelnde gelehrte Bildung zu ersetzen, besuchte er in Barcelona die Knabenschulen, wo er die Anfangsgründe der lat. Sprache zwei Jahr hindurch mit einem Eifer zu erlernen suchte, der selbst die Ruthenstreiche des Lehrers als einen kräftigern Sporn begehrte. Der geringen Fortschritte ungeachtet studirte er darauf in Alcala die Philosophie und in Salamanca die Theologie, fiel aber, da seine Lebensweise und seine Bekehrungsversuche an leichtfertigen Frauenzimmern das Aufsehen der Inquisition erregten, mehrmals in die Untersuchungen derselben, aus denen er jedoch jedesmal glücklich befreit wurde. Hierauf ging er 1527 nach Paris, begann aufs Neue unter unausgesetzten geistlichen Übungen die Grammatik zu erlernen, erlangte die Magisterwürde, und stellte jährlich, um seiner drückenden Armuth aufzuhelfen, eine Bettelfahrt nach den Niederlanden zu seinen Landsleuten an. So wenig indeß L.'s geistige Beschränktheit, aus der er niemals heraustreten konnte, etwas für sich hatte, so wurde doch bald sein hochfahrender Sinn und sein übermächtiger Wille in geistlichen Dingen von einigen jungen und fähigen Leuten bewundert, die sich um so fester an ihn anschlossen, jemehr sie seiner geistlichen Führung oder seiner erbettelten Schätze, die er ihnen freigebig überließ, bedurften. Hierdurch sahe L. seine feurigsten Wünsche erfüllt, indem er sich mit ihnen 1534 zu einer Verbrüderung verband, die von ihm bewacht und geführt und seit 1537 in Italien, nach langem und vergeblichem Bemühen L.'s, den Papst von der Alles vermögenden Beschaffenheit derselben zu überzeugen, 1540 als Jesuitenorden (s. Jesuiten) dessen Bestätigung erhielt. Als General des Ordens, verstand ihn L. weniger weise und umsichtig zu regieren, als er bei seiner Gründung Festigkeit und Unerschütterlichkeit des Willens gezeigt hatte. Erst seinen Nachfolgern verdankt der Orden die Größe und den Einfluß, der ihm in der Folge zu Theil wurde. Er endigte sein rastloses Leben in einer gänzlichen Abspannung, eine Folge der unmäßigen Züchtigungen, denen er besonders in frühern Jahren den Körper unterworfen hatte, am 31. Juli 1556 mit dem freudigen Troste, seine Stiftung in der ganzen Welt ausgebreitet zu sehen. Durch Urban VIII. wurde er 1623 heilig gesprochen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 771.
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