Macdonald

[3] Macdonald (Etienne Jacq. Jos. Alex.), Herzog von Tarent, Marschall und Pair von Frankreich, einer der berühmten Heerführer aus der Zeit der franz. Revolution und des franz. Kaiserthums, ist der Abkömmling einer alten Familie der schot. Hochlande, welche zu den Anhängern der vertriebenen Stuarts gehörte. M.'s Vater kämpfte noch in der Schlacht bei Culloden für den Prätendenten Karl Eduard (s.d.) und begab sich dann nach Frankreich, wo M. im Nov. 1765 zu Sancerre geboren wurde und 1784 in kön. Kriegsdienste trat. Später huldigte er den Grundsätzen der Revolution, zeichnete sich in Holland und am Niederrhein aus und legte als Divisionsgeneral unter Napoleon's Oberbefehl, in Italien den Grund zu seinem militairischen Rufe. Als Gouverneur des Kirchenstaats leitete er 1798 die Herstellung der röm. Republik, mußte sich aber vor den unter Mack vordringenden Neapolitanern mit seinen Truppen zu dem franz. Heere des General Championnet zurückziehen, über welches er an dessen Stelle 1799 den Oberbefehl erhielt. Da hierauf die Räumung von Unteritalien nöthig wurde, suchte M. die in Oberitalien stehenden vereinigten Russen und Östreicher nicht etwa zu vermeiden, sondern ging gerade auf sie los, drängte sie auch am 12. Inn. 1799 bei Modena zurück, ward aber am 18. und 19. von Suwoross und Melas in der Nähe von Piacenza geschlagen, dabei selbst verwundet und zum Rückzug ins Toscanische gezwungen. Der Feind ward jedoch durch Moreau abgehalten, ihn zu verfolgen, mit dem sich M. noch glücklich bei Genua vereinigte und dann nach Paris ging, wo er zur Revolution des 18. Brumaire (s.d.) beitrug. Berühmt ist M.'s Übergang mit der Reservearmee über den Splügen in Graubündten am 1. Dec. 1800; den Marschallstab verdiente er sich aber 1809 in der Schlacht bei Wagram, deren Gewinn Napoleon hauptsächlich ihm und seiner Gardeartillerie zuschrieb. Im Jahre 1810 befehligte M. ein Corps in Spanien und im russ. Feldzuge von 1812 standen auch die Preußen unter York unter seinem Commando, deren Übergang zum Feinde ihn im Jan. 1813 zum Rückzug über Königsberg nöthigte. M. focht hierauf in den Schlachten bei Lützen und Bautzen, sah sich aber an der Katzbach von Blücher überwunden; bei Leipzig commandirte er das 11. Corps und nahm an den wichtigern Ereignissen bis zu Napoleon's erster Abdankung Theil, für den er auch als Unterhändler beim Kaiser Alexander von Rußland thätig war. Den Begebenheiten während der Rückkehr Napoleon's von Elba blieb M. jedoch fremd, erhielt daher nach der abermaligen Wiederkehr der Bourbons den Oberbefehl der von Davoust (s.d.) hinter die Loire geführten Trümmer der Armee, die er auflöste, und ward zum Kanzler der Ehrenlegion ernannt. In der Pairskammer zeichnete er sich ebenso durch Treue gegen den König und die Verfassung, wie durch ehrenhafte Gesinnung [3] aus, wohnte 1825 der Krönung Karl X. bei, machte dann eine Reise nach England, Schottland und Irland und scheint keinen thätigen Antheil mehr an den öffentlichen Ereignissen genommen zu haben.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 3-4.
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