Deukalion (Mythologie)

[119] Deukalion (Mythologie). Ein Sohn des Prometheus, also einer des ersten Menschen, und Stifter eines neuen Menschengeschlechts, der Noah der griechischen Mythe. Aus der Büchse Pandorens war das Unglück und das Böse in mannichfacher Gestalt auf die Erde gekommen, und der zürnende Zeus wollte die verderbte Welt im Wetter vernichten. Eine Sturmfluth überbrauste verheerend alles Land, und nur ein einziges Menschenpaar, Deukalion und seine Gemahlin Pyrrha, entgingen in einem Fahrzeug dem allgemeinen Tode. Als die Wasser verrauschten, ließ sich ihr Schiff auf dem Parnaß in der Landschaft Phocis nieder. Im Tempel der Themis fragten die Geretteten das Orakel über ihr Schicksal und die Zukunft der Erde. Dieses antwortete in der gewohnten Räthselsprache: beide möchten die Gebeine ihrer Mutter hinter sich werfen. Sie nahmen nun die Steine, die Theile vom Gerippe der Erde, und warfen sie hinter sich, so wurden, je nachdem Deukalion oder Pyrrha warf, Männer und Weiber aus den Steinen, mit denen er ein neues Reich begründete. Merkwürdig ist, daß eine ähnliche Fluthsage über den ganzen Erdkreis sich verbreitete; wir finden sie in Indien wieder, wo sie in dem großen Gedicht Mahabarada geschildert ist, und sowohl bei den Ureinwohnern Amerika's, als bei den Inselbewohnern der Südsee erhielten sich gleiche Ueberlieferungen aus der frühesten Urzeit, die als unbestreitbare Traditionen die Wahrnehmungen bestätigen, welche die Naturforschung schon längst machte, daß unsre Erde mannichfache Störungen und gewaltsame Umwälzungen erlitt. Und immer ist es bei diesen verwandten Sagen ein Menschenpaar, oder wenigstens ein göttergeliebter und bevorzugter einzelner Mensch, der in einem Schiffe dem Untergang entgeht.

–ch–

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 3. [o.O.] 1835, S. 119.
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