Klytie (Mythologie)

[161] Klytie (Mythologie), eine zarte Nymphe, des Oceanos und der Tethys Tochter. Sie wurde von Helios, dem Sonnengott, geliebt und erwiderte diese Neigung mit aller Gluth eines liebedürstenden Herzens. Aber der Gott war treulos; er wandte seine Gefühle der schönen Leukothoe zu, der Tochter des Königs Orchamos und der Eurinome, und auch diese beglückte den schönheitstrahlenden Lenker der Sonnenrosse. Von allen Qualen der Eifersucht gefoltert, entdeckte Klytie dem Vater der Leukothoe das heimliche Einverständniß seiner Tochter mit Phöbus, und dieser war so grausam, seine Tochter deßhalb lebendig verbrennen zu lassen. Unendlicher Schmerz darüber ergriff den Gott, und nie kam wieder ein Strahl seiner Liebe in Klytie's Herz, das Reue, Sehnsucht, Liebe und Verzweiflung erfaßte. Neun Tage lang stand sie ohne Trank und Speise, das Auge zur leuchtenden Sonne gerichtet, und ihrem Laufe folgend vom Aufgang bis zum Niedergang, da ward sie von den Göttern aus Mitleid in eine Sonnenblume verwandelt. Und immer noch blickt die Sonnenblume sehnsüchtig zum Gott des Tags empor, und richtet ihre Krone nach der Fülle seines ewigen Lichtes.

–ch–

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 161.
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