Bayonne

[514] Bayonne (spr. bajónn'), 1) Arrondissementshauptstadt im franz. Depart. Niederpyrenäen, am Zusammenfluß der Nive und des Adour, 6 km vom Golf von Gascogne, Knotenpunkt der Südbahn, Festung erster Klasse, zerfällt in drei Hauptstadtteile: Großbayonne, auf dem linken Ufer der Nive, Kleinbayonne, zwischen dieser und dem Adour, und die Vorstadt St.-Esprit am rechten Ufer des Adour, über den eine 210 m lange Brücke führt. Die Zitadelle, auf einer Anhöhe über der Vorstadt St.-Esprit gelegen, wurde 1680 von Vauban erbaut. Außerdem ist die eigentliche Stadt am linken Adourufer durch Schanzmauern und einen Brückenkopf befestigt. Bemerkenswerte Gebäude sind die 1213 im Bau begonnene, neuestens stilgemäß restaurierte Kathedrale mit zwei modernen Türmen, der daneben befindliche Kreuzgang, das alte und das neue Schloß, das Artilleriearsenal, das Zivilspital etc. Die Stadt zählt (1901) 25,324 Einw. (darunter ca. 2000 Juden, in der niedern Volksklasse ist die baskische Sprache vorherrschend). Erwerbszweige sind: Fischerei, Bereitung von Schinken, Branntweinbrennerei, Fabrikation von Schokolade, Leder und Seife, Schiffbau und Handel mit diesen Produkten wie mit Getreide, Holz, Wein, Harz, Eisen etc. Der Hafen Bayonnes ist infolge einer der Mündung des Adour vorliegenden Barre schwer zugänglich; in demselben sind 1900: 738 Schiffe mit 280,257 Ton. eingelaufen. B. hat ein Lyzeum, ein Seminar, eine Bibliothek, ein Museum, ein Naturalienkabinett und ist Sitz eines Bischofs, eines Handelsgerichts und zahlreicher Konsulate. Schöne Promenaden führen unterhalb der Stadt am Adourufer hin. – B. ist das alte Lapurdum, dessen Name sich in dem der Landschaft Labourd erhalten hat. Es gehörte zum Herzogtum Aquitanien, dann zu Gascogne und stand 1152–1451 unter englischer Herrschaft. An Wichtigkeit verlor die Stadt, als um 1450 die Mündung des Adour so versandete, daß nur noch Fahrzeuge von 25–30 Ton. dahin gelangen konnten. Im Juni und Juli 1565 fand hier zwischen Katharina von Medici und ihrer Tochter, Königin Elisabeth von Spanien, sowie dem Herzog von Alba die Zusammenkunft statt, die Katharina den französischen Hugenotten verdächtig machte und dadurch bald den Wiederausbruch der religiösen Bürgerkriege herbeiführte. In den Kriegen mit Spanien wurde B. oft belagert, nie erobert. 1808 fand hier die Zusammenkunft Napoleons I. mit Karl IV., König von Spanien, und dem Prinzen von Asturien statt, die am 5. und 10. Mai eine Urkunde unterzeichneten, worin sie ihre Rechte auf Spanien dem französischen Kaiser abtraten. Napoleon berief nun 15. Juni eine spanische Generaljunta nach B. zur Abfassung einer Konstitution, die am 6. Juli bekannt gemacht wurde. Gleichzeitig wurde (10. Mai 1808) die Bayonner Konvention zwischen Frankreich und dem Großherzogtum Warschau unterzeichnet. Vgl. Balasque und Dulaurens, Études historiques sur la ville de B. (Bayonne 1862–75, 3 Bde.); Ducéré, B. historique et pittoresque (das. 1893); E. Marcks, Die Zusammenkunft von B. (Straßb. 1889).

2) Stadt in der Grafschaft Hudson des nordamerikan. Staates New Jersey, auf der Landzunge zwischen der New York-Bai und Newark-Bai, südlich von Jersey City, Bahnendpunkt und Hafenplatz, mit chemischen Fabriken, Petroleumraffinerien und (1900) 32,722 Einw. S. den Stadtplan von New York.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 514.
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