Berchtesgaden [2]

[652] Berchtesgaden, Flecken, Luftkurort und Solbad im gleichnamigen bayr. Bezirksamt (s. oben), am Südabhang des Untersberges, in reizender Umgebung, an der Achen und der Staatsbahnlinie Reichenhall-B., 551 m ü. M., Sitz eines Amtsgerichts, eines Forst- und Hauptsalzamts, hat 3 katholische und eine evang. Kirche, darunter die Stiftskirche aus dem 12. Jahrh., ein Chorstift (früher Residenz der Pröpste, jetzt königliches Schloß), ein Denkmal des Prinz-Regenten Luitpold in schönen Parkanlagen, eine Zeichen- und Schnitzschule, bedeutende Schnitzerei und (1600) 2641 meist kath. Einwohner. Von besonderer[652] Wichtigkeit ist das Salzbergwerk. Der Salzberg (Tuval) liegt östlich von B. und hängt mit dem von Hallein (Dürnberg) zusammen, enthält aber mehr Steinsalz als jener. daher das Wasser in den Sinkwerken eher gesättigt wird. Die Sole, die 26,5 Proz. Salz enthält, wird teils in B. selbst versotten, teils durch eine hydraulische Maschine in die großartige Solenleitung gehoben, die das Ramsauer Tal entlang nach Reichenhall, Traunstein und Rosenheim führt. Auch reines Steinsalz gewinnt man durch Sprengen. – Zu B. (in den ältesten Urkunden Perthersgadmen) erbaute um 1100 Irmgard, die Gattin Gebhards, Grafen von Sulzbach, ein Kloster für Augustinerchorherren, das sich 1122 zur Propstei gestaltete und unter Kaiser Friedrich I. 1156 Reichsunmittelbarkeit und das Salzregal erhielt. Der Einfall des Herzogs Friedrich von Bahern nötigte das Kloster, sich unter den Schutz des Erzbischofs von Salzburg zu begeben, doch entging es 1594 der Einverleibung, indem es sich unter Kurköln stellte; erst 1723 erhielt es die Reichsunmittelbarkeit wieder. Schon 1495 hatte der Propst den Titel »Reichsfürst« erhalten. Nach der Säkularisation (1803) kam B. an Salzburg, 1805 an Österreich, 1810 an Bayern. Der 47. und letzte Propst des Stiftes, Jos. Konrad von Schroffenberg, war zugleich Fürstbischof von Freising und Regensburg. Vgl. v. Koch-Sternfeld, Geschichte des Fürstentums B. (Münch. 1815, 3 Bde.); Derselbe, Die Gründung und die wichtigsten geschichtlichen Momente der Reichsstadt B. (das. 1861); Penck und E. Richter, Das Land B. (Salzb. 1885); Lokalführer von Bühler, Meurer u. a.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 652-653.
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