Bossi

[258] Bossi, 1) Luigi, Graf, ital. Archäolog und Geschichtschreiber, geb. 28. Febr. 1758 in Mailand, gest. daselbst 10. April 1835, studierte die Rechte und Naturwissenschaften, ergriff die Sache der Revolution, wurde von Bonaparte als Agent der französischen Regierung in Turin angestellt und nach der Vereinigung Piemonts mit Frankreich 1803 Präfekt der Archive des Königreichs Italien. Unter seinen Schriften sind am bekanntesten die »Observations sur le vase que l'on conservait à Gênes sous le nom de Sacro Catino« (Turin 1807), die Bearbeitung von Roscoes »Leben Leos X.« (Mail. 1816–17, 12 Bde.), die »Untersuchungen über Christ. Columbus« (das. 1818) und die »Istoria d'Italia« (das. 1816–23, 19 Bde.).

2) Carlo Aurelio, Baron de, ital. Lyriker, geb. 15. Nov. 1758 in Turin, gest. 20. Jan. 1823 in Paris, trat, nachdem er sich durch Tragödien und Oden bekannt gemacht hatte, in die Dienste Sardiniens, war bis 1792 Unterstaatssekretär, wurde 1796 sardinischer Gesandter zu Petersburg und verwaltete unter Napoleon I. mehrere Ämter. Nach den Hundert Tagen mußte er sich ins Privatleben zurückziehen. Am berühmtesten wurde sein Gedicht auf die französische Revolution: »Oromasia«. Eine Sammlung seiner Dichtungen erschien in 3 Bänden (Par. 1799–1801; neue Aufl., Lond. 1816).

3) Giuseppe, ital. Maler und Gelehrter, geb. 11. Aug. 1777 zu Busto Arsiccio im Mailändischen, gest. 15. Dez. 1815 in Mailand, studierte seit 1795 in Rom, ward Sekretär der Mailänder Kunstakademie, legte diese Stelle jedoch nach einigen Jahren wieder nieder, um sich dem Unterricht an seiner theoretischen Malerschule zu widmen. Er ließ im Auftrag des Vizekönigs Eugen das Abendmahl Leonardo da Vincis durch Rafaelli in Mosaik übertragen (jetzt in Wien bei den Kapuzinern). B. war ein guter Zeichner, in der Farbengebung jedoch frostig. Als Gelehrter hat er sich durch das Prachtwerk »Del cenacolo di Leonardo da Vinci« (Mail. 1810, mit Kupfern) bekannt gemacht.

4) Enrico Marco, ital. Komponist, geb. 25. April 1861 in Salò, Schüler des Konservatoriums zu Mailand (Bazzini), wurde zuerst Domorganist zu Como, dann Lehrer für Orgelspiel und Theorie am Konservatorium zu Neapel und ist jetzt Direktor des Konservatoriums zu Venedig. B. erregte Interesse auch in Deutschland durch gut gearbeitete Kompositionen für Orgel (symphonisches Konzert mit Orchester, Sonate), eine Orgelschule (mit Tebaldini), schrieb auch ein Requiem, das »Hohelied« (Solo, Chor und Orchester), Kammermusikwerke und vier Opern.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 258.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika