Brüll

[494] Brüll, 1) Nehemias, jüd. Gelehrter, geb. 16. März 1843 zu Neu-Rausnitz in Mähren, gest. 5. Febr. 1891 in Frankfurt a. M., studierte in Wien, zeichnete sich bald literarisch aus und ward nach kurzer Amtstätigkeit in Bisenz 1870 als Nachfolger Abraham Geigers nach Frankfurt a. M. berufen, wo er bis zu seinem Tode als freisinniger Rabbiner wirkte. Er veröffentlichte außer »Predigten« (Leipz. 1869) zahlreiche Arbeiten in Fachzeitschriften, in der »Allgemeinen Deutschen Biographie«, gab die »Jahrbücher für jüdische Geschichte und Literatur« (Bd. 1–9, Frankf. 1874–90) heraus und besorgte die zweite Auflage von Zunz: »Die gottesdienstlichen Vorträge der Juden« (Frankf. 1892).

2) Ignaz, Klavierspieler und Komponist, geb. 7. Nov. 1846 zu Proßnitz in Mähren, Schüler von Epstein, Rufinatscha und Dessoff, trat 1861 mit einem Klavierkonzert als Komponist und Pianist in die Öffentlichkeit, war 1872–78 Lehrer an der Horakschen Klavierschule in Wien und ist seitdem artistischer Mitdirektor derselben. In höherm Grad erregte er Aufmerksamkeit durch seine komische Oper »Das goldene Kreuz« (Berl. 1875), hinter deren Erfolge die weiter nachfolgenden: »Der Landfriede« (Wien 1877), »Bianka« (Dresd. 1879), »Königin Mariette« (Münch. 1883), »Das steinerne Herz« (Prag 1888), »Gringoire« (Münch. 1892), »Schach dem König« (das. 1893), »Gloria« (Hamb. 1896) und »Der Husar« (Wien 1898), sämtlich zurückblieben. Außer den Bühnenwerken (zu denen noch ein Ballett: »Ein Märchen aus der Champagne« [1886], kommt) schrieb B. auch viele Orchesterwerke (eine Symphonie, 2 Ouvertüren, 3 Suiten, 2 Konzerte und eine Rhapsodie für Klavier und Orchester, ein Violinkonzert), Kammermusikwerke (2 Violinsonaten, Cellosonate, Trio, Suite für Klavier und Violine) und Klaviersachen (4 Suiten).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 494.
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