Brugsch

[491] Brugsch, Heinrich Karl, namhafter Forscher auf dem Gebiete der ägyptischen Altertumskunde, geb. 18. Febr. 1827 in Berlin, gest. 9. Sept. 1894 in Charlottenburg, widmete sich schon als Gymnasiast dem Studium der ägyptischen Denkmäler und veröffentlichte eine die Kenntnis der altägyptischen Volkssprache und Volksschrift wesentlich fördernde Schrift: »Scriptura Aegyptiorum demotica« (Berl. 1848), der er die Werke: »Numerorum demoticorum doctrina« (das. 1849) und »Sammlung demotischer Urkunden« (das. 1850) folgen ließ. Nach Vollendung seiner Studien durchforschte er die Museen von Paris, London, Turin und Leiden und besuchte dann (1853) auf königliche Kosten Ägypten, wo ihm die Ausgrabung[491] der Apisgräber durch Mariette Gelegenheit zu hieroglyphischen und historischen Forschungen bot. Nach Berlin zurückgekehrt, habilitierte er sich 1854 daselbst als Privatdozent und wurde Anfang 1855 zum Assistenten beim Ägyptischen Museum ernannt. 1857–58 machte er eine zweite Reise nach den Nilländern, begleitete 1860 in amtlicher Stellung die preußische Gesandtschaft nach Persien, machte mit dem Chef derselben, Freiherrn v. Minutoli, eine größere Rundreise durch Persien und übernahm nach dessen Tode die Leitung der gesandtschaftlichen Geschäfte und Angelegenheiten. Seit 1861 war er wieder in Berlin, bis er 1864 zum Konsul in Kairo ernannt wurde. 1868 nach Deutschland zurückgekehrt, erhielt er in Göttingen eine Professur übertragen, folgte aber schon 1870 einem Ruf des Vizekönigs von Ägypten, der die von ihm in Kairo errichtete »Ecole d'égyptologie« unter seine Leitung stellte. 1873 fungierte B. als Generalkommissar der ägyptischen Ausstellung in Wien, 1877 in gleicher Stellung bei der Industrieausstellung in Philadelphia. Darauf lebte er abwechselnd in Kairo und in Graz und siedelte 1879 nach-Berlin über. 1881 wurde ihm vom Vizekönig von Ägypten der Paschatitel verliehen. 1882 begleitete er den Prinzen Friedrich Karl von Preußen auf einer Reise nach Ägypten und Syrien; 1884 ging er mit der kaiserlich deutschen Gesandtschaft als Legationsrat nach Persien; zuletzt unternahm er im Auftrag der preußischen Regierung in den Jahren 1891 und 1892 zwei Reisen nach Ägypten behufs eingehenden Studiums neugefundener Denkmäler. B.' Hauptschriften sind: »Grammaire démotique« (Berl. 1855); »Reiseberichte aus Ägypten« (Leipz. 1855); »Monuments de l'Egypte« (Berl. 1857); »Geographische Inschriften altägyptischer Denkmäler« (Leipz. 1857–60, 3 Bde.); »Histoire de l'Egypte« (Bd. 1, das. 1859, 2. Aufl. 1875; deutsche Ausgabe: »Geschichte Ägyptens unter den Pharaonen«, das. 1877; engl. Übersetzung, 2. Aufl., Lond. 1880); »Recueil de monuments égyptiens« (mit Dümichen, Leipz. 1862–85, 6 Tle.); »Reise der preußischen Gesandtschaft nach Persien« (das. 1862–63, 2 Bde.); »Wanderung nach den Türkisminen und der Sinaihalbinsel« (das. 1866, 2. Aufl. 1868); »Hieroglyphisch-demotisches Wörterbuch« (das. 1867–82, 7 Bde.); »Grammaire hiéroglyphique à l'usage des étudiants« (das. 1872), auch in deutscher Übersetzung; »L'Exode et les monuments égyptiens« (das. 1875); »Dictionnaire géographique de l'ancienne Egypte« (das. 1877–1880); »Reise nach der großen Oase El Chargeh in der Libyschen Wüste, Beschreibung ihrer Denkmäler etc.« (das. 1878, mit 27 Tafeln); »Thesaurus inscriptionum aegyptiacarum« (das. 1882–91, 6 Tle.); »Religion und Mythologie der alten Ägypter« (das. 1884–88); »Im Lande der Sonne. Wanderungen in Persien« (Berl. 1886); »Die Ägyptologie« (Leipz. 1891); »Die biblischen sieben Jahre der Hungersnot nach dem Wortlaut einer altägyptischen Felseninschrift« (das. 1891); »Steininschrift und Bibelwort« (Berl. 1890); »Mein Leben und mein Wandern« (Selbstbiographie, das. 1894). 1863 begründete er die »Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde«, deren Leitung dann Rich. Lepsius und nach dessen Tode 1884 wieder B. übernahm.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 491-492.
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