Celtes

[834] Celtes (griech. Übersetzung des eigentlichen Namens Pickel), Konrad, Humanist und lat. Dichter, geb. 1. Febr. 1459 in Wipfeld bei Schweinfurt, gest. 4. Febr. 1508 in Wien, entlief seinem Vater, der ihn zum Winzer bestimmt hatte, und studierte seit 1477 in Köln, seit 1484 unter Agricola in Heidelberg. Nach dessen Tode (1485) führte er das Wanderleben der Humanisten; er lehrte in Erfurt, Rostock, Leipzig, wo er 1486 seine erste Schrift, die »Ars versificandi et carminum«, zu allgemeiner Bewunderung veröffentlichte, reiste dann nach Italien, wo durch die Platonische Akademie des Pomponius Lätus in Rom wohl der Gedanke zur Stiftung ähnlicher Gesellschaften in ihm entstand, und wurde nach seiner Rückkehr 1487 auf dem Reichstag zu Nürnberg von Kaiser Friedrich III. mit dem Dichterlorbeer gekrönt; er war der erste Deutsche, dem diese Ehre zu teil wurde. Um Ostern 1489 kam er nach Krakau und stiftete dort die Sodalitas litteraria Vistulana. Hierauf besuchte er Prag, Olmütz, Ofen, Wien, Regensburg, Nürnberg, Tübingen, Heidelberg, Mainz, überall die Freunde des Humanismus vereinigend. In Ofen begründete er die Sodalitas litteraria Hungarorum, die wahrscheinlich 1494 bei der Verlegung nach Wien zur Sodalitas Danubiana wurde, in Mainz 1491 die Sodalitas Rhenana[834] (nach ihm auch Celtica genannt). 1492–97 lehrte er in Ingolstadt, allerdings mit mehrfachen Unterbrechungen. Seit 1497 wirkte er hauptsächlich in Wien, wohin ihn Maximilian I. als Professor der Dichtkunst und Beredsamkeit berufen hatte. Er veranstaltete hier die ersten theatralischen Vorstellungen am Hof. Als der Kaiser 1502 das Collegium poetarum et mathematicorum einsetzte, wurde er der Vorsteher desselben mit dem Rechte der Dichterkrönung. Als Lehrer hat C. eine planmäßigere Lehrmethode eingeführt, den Ausdruck des Lateinischen wieder gereinigt, das Studium der klassischen Schriftsteller, besonders der griechischen, gehoben, den Anbau der Realwissenschaften, von denen er besonders Geschichte und Topographie pflegte, befördert. Als lateinischer Dichter übertraf er alle seine Vorgänger in Deutschland; er schrieb Oden (»Odarum libri IV«, Straßb. 1513), ElegienAmorum libri IV«, Nürnb. 1502), EpigrammeFünf Bücher Epigramme«, hrsg. von Hartfelder, Berl. 1881), dramatische Gedichte und das unvollendete Epos »Theodoriceis«. Als Forscher hat er im Kloster St. Emmeran zu Regensburg die Werke der Nonne Hroswitha von Gandersheim aufgefunden und zuerst herausgegeben (Nürnb. 1501; über die Hinfälligkeit des von Aschbach erhobenen Vorwurfs der Fälschung s. Aschbach), ebenso im Kloster Ebrach in Franken das Gedicht »Ligurinus sive de rebus gestis Friderici primi imperatoris libri X« (Augsb. 1507; der auch hier gegen die Echtheit hervorgetretene Zweifel ist durch Pannenborg und Gaston Paris widerlegt), endlich die berühmte Reisekarte des römischen Reiches, die er Konrad Peutinger überließ (daher Tabula Peutingeriana). Als Vorarbeiten zu der von ihm beabsichtigten »Germania illustrata« erscheinen »Germania generalis« und sein einziges historisches Werk in Prosa: »De origine, situ, moribus et institutis Norimbergae libellus«. Seine Ausgaben klassischer Schriftsteller sind veraltet. Vgl. Klüpfel, De vita et scriptis Conradi Celtis (Freiburg 1827, 2 Bde.); Ruith, Leben und Wirken des K. C. (Würzb. 1852); Aschbach, Die frühern Wanderjahre des K. C. (Sitzungsberichte der Wiener Akademie, 1868); Hartfelder, Der Humanist C. als Lehrer (»Neue Jahrbücher für Philologie und Pädagogik«, Bd. 128,1883); Hartmann, Konrad C. in Nürnberg (Nürnb. 1889).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 834-835.
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