Credner

[337] Credner, 1) Karl August, Theolog, geb. 10. Jan. 1797 in Waltershausen bei Gotha, habilitierte sich 1828 in Jena, wurde hier 1830 außerordentlicher und 1832 ordentlicher Professor der Theologie in Gießen, wo er 16. Juli 1857 starb. Unter seinen Werken sind von bleibender Bedeutung: die »Beiträge zur Einleitung in die biblischen Schriften« (Halle 1832–1838, 2 Bde.); die »Einleitung in das Neue Testament« (das. 1836, Bd. 1); »Das Neue Testament nach Zweck, Ursprung und Inhalt« (Gießen 1841–43, 2 Bde.); »Zur Geschichte des Kanons« (Halle 1847) und die »Geschichte des neutestamentlichen Kanons« (hrsg. von Volkmar, Berl. 1860). Als ein Mann von sittlicher Kraft, mußte er schließlich gehässigen Angriffen von seiten der Orthodoxie in zahlreichen Streitschriften entgegentreten. Vgl. Baldensperger, K. A. Credner (Leipz. 1897).

2) Hermann, Geolog, geb. 1. Okt. 1841 in Gotha, Sohn des durch seine Monographien und Kartenwerke über Thüringen und das nordwestliche Deutschland bekannten Geognosten Heinrich C., studierte in Klausthal, Breslau und Göttingen, bereiste 1865–68 den Osten und die zentralen Regionen Nordamerikas, habilitierte sich 1869 in Leipzig für Geologie und Paläontologie, wurde 1870 außerordentlicher Professor und übernahm 1871 auch die Organisation und Direktion der geologischen Landesuntersuchung und Spezialkartierung des Königreichs Sachsen. 1877 wurde er ordentlicher Honorarprofessor und 1895 ordentlicher Professor. C. arbeitete besonders über das Oligocän, über die archäischen und Ganggebilde, über Kreide, über das nordische Diluvium, über seismische Erscheinungen und über die permischen Stegokephalen Sachsens. Wesentlich hat er auch zur Lösung der Glazialfrage beigetragen. Er schrieb: »Geognostische Beschreibung des Bergwerksdistrikts St. Andreasberg« (Berl. 1865). In seinen »Elementen der Geologie« (Leipz. 1872, 9. Aufl. 1902) versuchte er die Erde als ein in lebendiger Fortentwickelung begriffenes kosmisches Individuum darzustellen.

3) Rudolf, Geograph, Bruder des vorigen, geb. 27. Nov. 1850 in Gotha, besuchte die Bergakademie in Klausthal, studierte dann in Leipzig, Göttingen und Halle Geologie, habilitierte sich 1878 in Halle für Erdkunde und wurde 1881 in Greifswald außerordentlicher, 1891 ordentlicher Professor der Erdkunde. Er[337] machte größere Studienreisen in Europa und den Vereinigten Staaten und veröffentlichte: »Das Grünschiefersystem von Hainichen« (Halle 1876); »Geologische Karte der Umgegend von Leisnig« (Leipz. 1877); »Die Deltas« (Gotha 1878); »Die Reliktenseen« (das. 1887–88, 2 Tle.); »Rügen, eine Inselstudie« (Stuttg. 1893). C. begründete 1882 die Geographische Gesellschaft in Greifswald, deren »Jahresberichte« er herausgibt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 337-338.
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