Eisenbahnschulen

[535] Eisenbahnschulen sind Lehrstätten zur Vorbereitung für den Eintritt in den Eisenbahndienst oder zur weitern Ausbildung von Eisenbahnbediensteten. Dem Bedürfnis einer höhern technischen Ausbildung für den Eisenbahndienst ist durch Anstellung von Lehrkräften für Eisenbahnbau, Maschinenwesen und technischen Eisenbahnbetrieb an den bestehenden Technischen Hochschulen genügt. Dagegen fehlt es in Deutschland bisher an ausreichender Gelegenheit zu einer fachwissenschaftlichen Vorbildung für den höhern Eisenbahn-Verwaltungsdienst. Die in Berlin, Breslau und Köln (früher Bonn) meist von höhern Eisenbahnbeamten gehaltenen Vorlesungen über preußisches Eisenbahnrecht, Nationalökonomie der Eisenbahnen, insbes. Tarifwesen, Eisenbahnbetrieb und Verwaltung der Eisenbahnen, sind immerhin der Anfang zu einer solchen fachwissenschaftlichen Vorbildung. Bei den württembergischen Verkehrsanstalten sind ähnliche Lehrkurse wie in Preußen für Eisenbahn-, Post- und Telegraphenwesen eingerichtet. Für die theoretische Aus- und Fortbildung der mittlern und untern Beamten des innern und äußern Dienstes ist bei den preußischen Staatsbahnen 1) durch Unterrichtsstunden gesorgt, die von ältern erfahrenen Beamten (Dienstvorständen) erteilt werden, 2) durch E., die den Zweck haben, den Anwärtern für die Stellungen der Eisenbahnsekretäre, Betriebsingenieure und Güterexpedienten neben der praktischen Erlernung des Dienstes auch theoretisch eine möglichst umfassende Ausbildung zu geben. Zum Besuch dieser Schule verpflichtet sind die Zivil- und Militäranwärter (Supernumerare und Aspiranten) für den mittlern nichttechnischen Dienst. Eine 1882 von der damaligen Rheinischen Eisenbahngesellschaft gegründete technische Eisenbahnschule in Nippes (bei Köln) ist als Staatsanstalt für die gesamte Staatseisenbahnverwaltung beibehalten worden. Diese Eisenbahnschule hat den Zweck, Anwärter für die Stellen der Werkmeister, Bahnmeister, Telegraphenaufseher und Zeichner der Staatseisenbahnverwaltung heranzubilden. Damit in Verbindung steht eine Lehrlingsschule und Lehrlingswerkstätte zur theoretischen und praktischen Heranbildung eines tüchtigen Werkstättenpersonals an Schmieden, Schlossern, Drehern u. dgl. E. der letztern Art sind auch an mehreren andern Hauptwerkstätten der preußischen Staatseisenbahnverwaltung mit gutem Erfolg eingerichtet. In Österreich wurde 1882 vom Klub österreichischer Eisenbahnbeamten (s. Eisenbahnbeamtenvereine) eine Fortbildungsschule für Eisenbahnbeamte in Wien ins Leben gerufen, welche die Aufgabe hat, ven im Eisenbahndienst stehenden Beamten eine höhere und allgemeinere sachliche Ausbildung zu ermöglichen, als diese Beamten sich sonst anzueignen in der Lage und. Außerdem sind in Linz und in Aussig den dortigen höhern Handelsschulen Eisenbahnfachschulen (Akademien) angegliedert. In Ungarn (Budapest) bestehen besondere Lehrgänge für die Heranbildung von Eisenbahnbeamten, die sich dem Verkehrsdienst widmen wollen. Auch bereits im Dienste befindliche Beamte sind zur Teilnahme an diesen Lehrgängen berechtigt. Italien besitzt staatlich unterstützte E. in Rom, Neapel und Florenz. In Rußland errichtete E., hauptsächlich für die Ausbildung von Maschinenpersonal, Bahnmeistern und Telegraphisten, wurden 1886 zu Staatsanstalten erhoben. Die Schweiz hat E. in Biel und in Winterthur.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 535.
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