Encke

[770] Encke, 1) Johann Franz, Astronom, geb. 23. Sept. 1791 in Hamburg, gest. 26. Aug. 1865 in Spandau, studierte seit 1811 in Göttingen unter Gauß, wurde 1816 Assistent, 1817 Direktor der Sternwarte Seeberg bei Gotha, 1825 Astronom der Akademie der Wissenschaften und Direktor der neu zu erbauenden Sternwarte in Berlin. 1863 trat er in den Ruhestand und lebte seitdem in Spandau. In seiner Schrift »Die Entfernung der Sonne« (Gotha 1822 bis 1824, 2 Bde.) leitete er aus den Beobachtungen der Venusdurchgänge von 1761 und 1769 den ersten zuverlässigen Wert der Sonnenparallaxe ab. Seit 1830 führte er die Redaktion des »Berliner Astronomischen Jahrbuches«. Seine Bestimmung der Bahn des von Pons 26. Nov. 1818 entdeckten Kometen gab das unerwartete Resultat, daß dessen Umlaufszeit nur 31/3 Jahre beträgt; deshalb wurde dieser Komet nach E. benannt. Nach seinem Tod erschienen »Astronomische Abhandlungen« (Berl. 1868, 3 Bde.) und »Gesammelte mathematische und astronomische Abhandlungen« (das. 1888–89, 3 Bde.). Vgl. Bruhns, Joh. Franz E. (Leipz. 1869).

2) August, preuß. General, geb. 1794 in Hamburg, gest. 26. Juni 1860 in Berlin, Bruder des vorigen, trat 1813 in die hamburgische Artillerie ein, kehrte aus den Befreiungskriegen als Oberleutnant heim, trat 1815 in preußische Dienste, war 1847–52 Chef der Generalinspektion der Artillerie, dann Artillerieinspekteur[770] und 1854–60 Präses der Artillerieprüfungskommission, als welcher er die Einführung der gezogenen Geschütze förderte. 1889 erhielt das magdeburgische Fußartillerieregiment Nr. 4 den Namen Fußartillerieregiment E.

3) Erdmann, Bildhauer, geb. 26. Jan. 1843 in Berlin, gest. 7. Juli 1896 in Neu-Babelsberg bei Potsdam, erlernte seine Kunst unter Albert Wolff und debütierte mit der Gruppe eines Germanen im Kampf mit zwei Galliern. Nachdem er dann eine Gruppe: Odysseus, von der Penelope Abschied nehmend, ausgestellt hatte, erlangte er den Preis bei der Konkurrenz um das Denkmal Jahns in der Hasenheide zu Berlin, das, sehr charaktervoll aufgefaßt und mit gesundem Realismus durchgeführt, in Erz gegossen, 1872 enthüllt wurde. Er schuf ferner die Bronzestatue des Kurfürsten Friedrich I. von Brandenburg in einer der Nischen neben dem Hauptportal des Berliner Rathauses und das 1880 enthüllte Marmorstandbild der Königin Luise im Tiergarten, ein Seitenstück zu der Statue Friedrich Wilhelms III. von Drake, an seinem runden Postament mit einem den Abschied und die Heimkehr der Krieger und die weibliche Sorge um die Verwundeten darstellenden Relief geschmückt (s. Tafel »Berliner Denkmäler II«, Fig. 5). Für die Herrscherhalle des Zeughauses arbeitete er die Modelle zu den Bronzestatuen des Großen Kurfürsten und Friedrichs II., für Spandau das Denkmal Joachims II. zur Erinnerung an die Einführung der Reformation in Brandenburg. 1890 schuf er die anmutige Gruppe der Kurfürstin Elisabeth von Brandenburg, ihren Sohn Joachim in der Religion unterrichtend (Bronzeguß in der Berliner Nationalgalerie), 1891–94 die Sarkophage des Kaisers Wilhelm I. und der Kaiserin Augusta für das Mausoleum in Charlottenburg, 1896 ein Denkmal Kaiser Wilhelms I. für Französisch-Buchholz.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 770-771.
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