Flores [2]

[707] Flores, 1) Juan José, südamerikan. General und Staatsmann, geb. 19. Juli 1800 zu Puerto Cabello (Venezuela), gest. 1. Okt. 1864 in Guayaquil, zeichnete sich im Befreiungskrieg aus, wurde unter Bolivar Generaladjutant, Gouverneur von Ecuador, beendigte 1828 den Krieg gegen Peru durch den Sieg bei Tarqui, wurde dafür zum Gouverneur von Südkolumbien ernannt und war, nachdem Ecuador eine besondere Republik geworden war, ihr Präsident 1831–35,1839 und 1843–45. Er war Führer der konservativen Partei und bemühte sich, die Macht der Regierung zu stärken; deshalb wurde er aufs heftigste von den Liberalen bekämpft. 1845 mußte er infolge einer Revolution außer Landes gehen und machte seitdem mehrfache Versuche, die Macht in Ecuador wiederzugewinnen, was ihm aber erst 1860 gelang. Als sodann Moreno Präsident wurde, erhielt F. den wichtigen Posten eines Gouverneurs von Guayaquil. Im Kriege gegen Kolumbien 6. Dez. 1863 wurde er von Mosquera bei Cuaspud besiegt. Vgl. Ecuador, S. 362.

2) Benancio, Präsident von Uruguay, geb. 1809 in Paysandu, gest. 19. Febr. 1868 in Montevideo, nahm 1853 als Oberst an einer Revolution gegen den Präsidenten von Uruguay, Giro, teil, ward nach dem Sturz desselben Mitglied der Triumviralregierung und 13. Jan. 1854 Präsident der Republik. Als aber der frühere Präsident Oribe im Hafen von Montevideo landete, mußte F. 28. Aug. 1855 die Stadt verlassen, und 9. Sept. die Präsidentschaft niederlegen. 1858 sah sich F. sogar genötigt, nach Buenos Aires zu fliehen. Dort zum Brigadegeneral ernannt, landete er im April 1863 bei Colonia del Sacramento, bekam großen Zuzug von den Colorados, zog in die Nähe von Montevideo, sah sich aber in seiner Erwartung, daß ein Aufstand in der Stadt ihm in die Hände arbeiten werde, getäuscht. Indes die Einmischung Brasiliens zu seinen Gunsten kam ihm zu statten. Nachdem er mit brasilischer Hilfe 1864 die Stadt La Florida sowie die Hafenstädte Salto und Paysandu erstürmt hatte, legte Aguirre die Präsidentschaft nieder, und 20. Febr. 1865 kam zwischen den Bevollmächtigten von Uruguay einerseits und dem General F. und dem brasilischen Admiral Tamandare anderseits ein Vertrag zustande, wonach F. 23. Febr. in Montevideo einzog und den Titel eines provisorischen Gouverneurs der Republik annahm. Er schloß nun mit Brasilien und der Argentinischen Republik 4. Mai 1865 einen Allianzvertrag zu einem gemeinschaftlichen Feldzug gegen Paraguay, um den dortigen Präsidenten Lopez zu stürzen. F. selbst übernahm in diesem Kriege ein Kommando und zeichnete sich in mehreren Gefechten aus. Obwohl er sich nach seiner Rückkehr nach Montevideo gegen die Partei der Blancos mild und versöhnlich zeigte, wurde er doch auf Anstiften derselben auf der Fahrt nach dem Regierungspalast ermordet.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 707.
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