Friedmann

[113] Friedmann, 1) Siegwart, Schauspieler, geb. 25. April 1842 in Budapest, kam mit 14 Jahren nach Wien, um Kaufmann zu werden, konnte aber während seiner Lehrzeit der Neigung, sich der Bühne zu widmen, nicht widerstehen und hatte das Glück, Dawisons Interesse zu erregen, der ihn in seinem eignen Haus ausbilden ließ und den dramatischen Teil des Unterrichts selbst übernahm. So vorbereitet, betrat F. 1863 in Breslau zuerst die Bretter, spielte 1864 neben Dawison in Wien, von 1864–71 am königlichen Schauspielhaus in Berlin, 1871–72 in Schwerin, 1872 unter Laubes Leitung am Stadttheater in Wien, bis er 1876 von Pollini für Hamburg gewonnen ward. 1879 kehrte er nach Wien aus Stadttheater zurück. 1883 wurde er Mitbegründer des Deutschen Theaters in Berlin, an dem er bis 1892 tätig war. Er lebt in Blasewitz bei Dresden. Tragische Rollen und Gemütsmenschen waren seine eigentliche Domäne. Auf seinem Repertoire standen Rollen wie Richard III., Hamlet, Shylock, Othello und Jago, Alba, Philipp, Franz Moor, Marinelli, daneben Bonjour, Rocheferrier, Königsleutnant, Schumrich und Bolz obenan. In seiner letzten Zeit spielte er mit Vorliebe die ältern Charakterrollen in den Volksstücken Anzengrubers.

2) Alfred, Dichter und Schriftsteller, geb. 26. Okt. 1845 in Frankfurt a. M., widmete sich seit 1868 wissenschaftlichen Studien auf den Universitäten Heidelberg und Zürich, wo er 1870 zum Doktor promoviert wurde, lebte dann in Wien und siedelte 1886 nach Berlin über. Seine formgewandten Dichtungen zeigen viele Kenntnisse, doch einen eklektischen Charakter. Wir nennen von seinen Sammlungen lyrischer Gedichte: die »Leichtsinnigen Lieder« (Hamb. 1878); »Gedichte« (Leipz. 1882); »Lieder des Herzens« (Berl. 1888); die griechischen Originalen nachgebildeten Gesänge »Aus Hellas« (Wien 1874); die Idylle »Biblische Sterne« (Hamb. 1875), denen sich der erste Abschnitt der Sammlung »Aus Höhen und Tiefen« (Mind. 1886) zur Seite stellt. An die italienischen komischen Epen schloß sich F. in der »Feuerprobe der Liebe« (3. Aufl., Wien 1879) an. Außerdem schrieb er Novellen, mehrere RomaneZwei Ehen«, 4. Aufl., Berl. 1895; »Schnell reich«, das. 1891; »Die Heckenrose«, das. 1893; »Die Danaiden«, Mannh. 1892; »Die Zuverlässigen«, Berl. 1898; »Tantalus«, das. 1901), das Drama: »Don Juans letztes Liebesabenteuer« (Leipz. 1891) u. a.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 113.
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