Geoffroy Saint-Hilaire

[590] Geoffroy Saint-Hilaire (spr. schoffrŭa ßängt-ilǟr'), 1) Etienne, Naturforscher, geb. 15. April 1772 in Etampes (Seine-et-Oise), gest. 19. Juni 1844, studierte Naturwissenschaften, wurde 1793 Professor der Zoologie am Pariser Pflanzengarten, machte 1798 die ägyptische Expedition mit, begründete das Institut von Kairo und trug wesentlich dazu bei, daß die reichen Sammlungen der Expedition Frankreich erhalten blieben. 1809 wurde er Professor der Zoologie an der medizinischen Fakultät; 1810 ging er zu wissenschaftlichen Zwecken nach Portugal und brachte aus den dortigen Museen reiche Sammlungen zurück. Mit seinen Bestrebungen in der Zoologie und vergleichenden Anatomie war er mehr der spekulativen deutschen als der materialistischen französischen Schule verwandt. Die Grundidee, daß es in der Organisation der Pflanzen einen allgemeinen Plan gebe, der, nur in einigen Punkten modifiziert, die Unterschiede der Gattungen herstelle, eine Ansicht, die G. selbst das Prinzip typischer Einheit in der Organisation nannte, verteidigte er mehrere Jahre hindurch mit vieler Schärfe namentlich gegen Cuvier. Die Lehre von den Mißbildungen und Mißgeburten erhob er als Teratologie zur Wissenschaft. Er schrieb: »Philosophie anatomique« (Par. 1818, mit Atlas); mit Cuvier: »Histoire naturelle des mammifères« (1820–42, 7 Bde.); »Sur le principe de l'unité de composition organique« (1828); »Des monstruosités humaines« (1822–34); »Cours de l'histoire naturelle des mammifères« (neue Ausg. 1834); »Philosophie zoologique« (1830); »Études progressives d'un naturaliste« (1835); »Sur l'hermaphroditisme« (1833); »Notions synthétiques de physiologie naturelle« (1838). Er war auch Mitarbeiter an der »Description de l'Égypte« und der »Galerie zoologique«. Seine »Lettres écrites d'Égypte« gab Hamy heraus (1901). Eine Biographie schrieb sein Sohn Isidore (s. unten). Vgl. Ducrotay de Blainville, Cuvier et G. (Par. 1890).

2) Isidore, Naturforscher, Sohn des vorigen, geb. 16. Dez. 1805 in Paris, gest. 10. Nov. 1861, studierte Medizin, wurde Professor der Zoologie in Bordeaux, 1841 Professor der Zoologie am Musée d'histoire naturelle, 1850 an der Fakultät der Wissenschaften zu Paris und 1844 Generaldirektor der Studien. Er begründete die Akklimatisationsgesellschaft in Paris und schrieb: »Histoire des anomalies de l'organisation chez l'homme et les animaux« (Par. 1832–37, 3 Bde.); »Études zoologiques« (1832–36); »Essais de zoologie générale« (1840); »Histoire naturelle des insectes et des mollusques« (1841, 2 Bde.); »Histoire naturelle générale des règnes organiques« (1854–62, 3 Bde.); »Domestication et naturalisation des animaux utiles« (1849, 4. Aufl. 1861); »Lettres sur les substances alimentaires« (1856) u. a. Nach den Aufzeichnungen seines Vaters gab er einige Teile der »Description de l'Égypte« mit Brongniart u. a. heraus. Ferner lieferte er den naturhistorischen Teil zu Dupetit-Thouars' »Voyage autour du monde«, besorgte eine Ausgabe von Buffons Werken und schrieb die Biographie seines Vaters: »Vie, travaux et doctrine scientifique d'Étienne G.« (1847).[590]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 590-591.
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