Girardet

[863] Girardet (spr. schirardä), 1) Abraham, schweizer. Kupferstecher, geb. 1764 zu Locle im Kanton Neuenburg, arbeitete meist zu Paris, wo er 2. Jan. 1823 starb. Er führte eine beträchtliche Anzahl Blätter von korrekter Zeichnung aus, unter denen die Verklärung Christi (nach Raffael), der Raub der Sabinerinnen (nach Poussin), der Triumph des Titus und des Vespasian (nach Giulio Romano), der tote Heiland (nach Andrea del Sarto) hervorzuheben sind.

2) Charles, Maler, Neffe des vorigen, geb. 13. Mai 1810 in Locle, gest. 24. April 1871 in Neuenburg, Schüler Léon Cogniets, machte große Reisen in der Schweiz, in Deutschland, Italien, Spanien, Algerien, Ägypten und in der Türkei, von denen er Landschaften und Genrebilder heimbrachte. Bisweilen malte er auch historische Genrebilder, wie das in Locle befindliche Gemälde: Protestanten, während ihrer Andacht von katholischen Soldaten und Mönchen überfallen (1842), die Schlacht von Grandson (1844, im Museum zu Bern). Auch hat er eine Ausgabe des Ariost und die »Histoire du Consulat et de l'Empire« illustriert.

3) Edouard, franz. Maler und Kupferstecher, Bruder des vorigen, geb. 21. Juli 1819 in Neuchâtel., gest. 5. März 1880 in Versailles, war anfangs Kupferstecher und arbeitete 1836 an dem großen Werk »Les galeries historiques de Versailles« mit. Im J. 1839 brachte er von einer Reise in das Berner Oberland das erste jener sein beobachteten ländlichen Genrebilder mit, die seinen Namen besonders bekannt gemacht haben. Fortan entlehnte er seine Motive überwiegend diesem Landstrich und wußte die lokale Eigentümlichkeit in seinen Kompositionen vortrefflich wiederzugeben. Der verwundete Hund, der Tod eines Kindes, die Bibellektüre, das Tischgebet, die Erzählung der Großmutter und der väterliche Segen gehören zu seinen erfolgreichsten Arbeiten, der Jahrmarkt im Kanton Bern (Museum in Bern) und die Auktion zu seinen letzten und reifsten. Von seinen Kupferstichen sind Blätter nach Delaroche und Gérôme zu nennen.

4) Paul, Kupferstecher, Bruder der vorigen, geb. 8. März 1821 in Neuchâtel, gest. im Februar 1893 in Paris, beschickte seit 1842 den Pariser Salon mit Stichen nach seinem Bruder Charles, nach H. Vernet, P. Delaroche, Leutze, Knaus, Brion, Vautier u. a.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 863.
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