Goa

[69] Goa, portug. Gebiet an der Westküste Ostindiens, innerhalb der britisch-indischen Präsidentschaft Bombay, zwischen 14°53´-15°48´ nördl. Br. und 73°45´-74°24´ östl. L., gegen O. begrenzt von den Westghats, umfaßt die Provinzen G., Salcete und Bardez, die Insel Angedive u.a., im ganzen 3270 qkm mit (1894) 494,836 Einw., darunter 615 Europäern. Die Küste ist sumpfig und ungesund, doch hebt sich das Land schnell und bedeckt sich nach den Ghats zu mit schönen, gutbewässerten Wäldern. Hauptprodukte sind: Reis, Baumwolle, Kokosnüsse und Arak. Die großenteils aus Mischlingen bestehende Bevölkerung ist meist katholisch, spricht einen durch portugiesische Zutaten verdorbenen Dialekt und trägt eine der europäischen ähnliche Kleidung. 82 km der Bahn nach Madras gehören zu G., ebenso 73 km Telegraphenlinien. Das Budget für Portugiesisch-Indien (G., Daman, Diu), das 4050 qkm mit (1894) 572,290 Einw. umfaßt, betrug 1901–02: Einnahmen 1,019,868, Ausgaben 1,028,420 Milreis. Hauptstadt ist Pangim oder Vilha nova de G., links am Mandawi, mit 9000 Einw., Sitz des Generalgouverneurs für Portugiesisch-Indien. Es hat Lyzeum, Bibliothek, Ackerbauschule, Standbild Albuquerques u.a. Das durch einen 300 m langen Damm mit ihm verbundene, östlich gelegene Alt-G. gehörte ursprünglich zum Reich Bidschapur, wurde 1510 von Albuquerque erobert, wuchs als Hauptstadt des portugiesischen Vizekönigreichs Indien schnell bis zu 200,000 Bewohnern und wurde nach dem Verlust Malakkas (1641) Mittelpunkt des indischen Handels. Jetzt ist es verfallen, nur noch Sitz eines Erzbischofs (Primat des Ostens), und hat noch eine mächtige Kathedrale und die Kirche mit den Gebeinen des heil. Franz Xaver. aber nur 1882 Einw. Hier stellten im 16. Jahrh. Jesuiten die erste Buchdruckpresse auf. Der Hafen ist geräumig und sicher, der Verkehr aber gering; zur Ausfuhr (1900: 1,562,287 Rup.) kommen Kokosnüsse, Salz, Zimt, Früchte, Pfeffer u.a.-G. war bis 1370 ein von fremden Händlern besuchter Seehafen unter angestammten Königen; damals eroberte es der König von Widschayanagar. 1469 vertrieb die Hindufürsten Sultan Mohammed II. von Dekhan, was die Einführung des Islams zur Folge hatte; 1510 nahm Affonso d' Alouquerque, der zweite portugiesische Gouverneur von Indien, die Stadt und erhob sie zur Hauptstadt der portugiesischen Besitzungen in Indien. 1759 wurde die Regierung nach dem gesündern Neu-G. oder Pangim verlegt. Ein Volksfest ist das Umhertragen der Gebeine des heiligen Xaver, der hier begraben liegt (s. oben). Vgl. Fonseca, Historical and archaeological sketch of the city of G. (Bombay 1878); Contzen, G. im Wandel der Jahrhunderte (Berl. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 69.
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