Golésco

[111] Golésco, 1) Nikolaus, rumän. Staatsmann, geb. 1810 in Campu-Longu als Sprößling einer walachischen Bojarenfamilie, gest. 1878, trat 1829 in das Heer und ward zum Obersten und Adjutanten des Hospodars Alexander Ghika befördert. Später trat er in den Zivildienst über. Nach dem Ausbruch der walachischen Revolution von 1848 hatte er einige Monate lang die oberste Leitung aller Angelegenheiten des Fürstentums in seinen Händen. Nach der russisch-türkischen Besetzung des Landes verhaftet, entfloh er nach Paris. Im Juli 1857 heimgekehrt, ward er von Bukarest in den Diwan ad hoc gewählt, der am 21. Okt. die Vereinigung der beiden Donaufürstentümer beschloß, zum Vizepräsidenten dieser Versammlung erhoben und später zum Minister des[111] Auswärtigen in dem Kabinett ernannt, das nach der Doppelwahl des Fürsten Cusa an die Spitze der Geschäfte trat. 1860 wurde er Kriegsminister, schied jedoch 1861 aus und schloß sich der Opposition an. 1866 stand er an der Spitze der Verschwörung, die Cusa stürzte (23. Febr.), und ward das Haupt der provisorischen Regierung. Am 12. Mai 1868 wurde er unter Fürst Karl Minister des Auswärtigen und Ministerpräsident und mit Unterdrückung der Israelitenunruhen beauftragt; im November wieder entlassen, wurde er zum Präsidenten des Senats erwählt. G. gehörte zur extrem-nationalen Partei, welche die Losreißung von der Türkei und Bereinigung aller Rumänen zu Einem Staat erstrebte. Mit Fürst Karl unzufrieden, versuchte er 20. Aug. 1870 zu Plojeschti nebst andern Bojaren die Republik zu proklamieren, wurde verhaftet, von den Geschwornen aber 29. Okt. freigesprochen. – Sein Bruder Stephan, geb. 1809, gest. 8. Sept. 1874, trat anfangs in den Militärdienst und bekleidete später höhere Zivilverwaltungsstellen. Wie sein Bruder, beteiligte er sich an der Revolution von 1848 und ging mit ihm als Verbannter nach Frankreich. Heimgekehrt, ward er als Abgeordneter Mitglied des Diwans ad hoc und bekleidete später das Amt eines Präsidenten der Kontrollkommission für die Finanzen und die Wirtschaftspolitik, von dem er indes 1861 zurücktrat. Nach des Fürsten Karl Thronbesteigung war er 1867–68 Ministerpräsident. Er hatte dieselbe politische Richtung wie Nikolaus G., nur noch schärfer ausgeprägt.

2) Alexander Georg, ein Vetter der vorigen, geb. 1819 in Bukarest, gest. 1881, hielt sich lange Jahre im Ausland auf und erwarb, heimgekehrt, den Ruf eines tüchtigen Ingenieurs. Gleich seinen Vettern war er in die Revolution des Jahres 1848 verwickelt und hielt sich dann ebenfalls in Paris auf, wo er die Schrift. »De l'abolition du servage dans les principautés danubiennes« (1856) veröffentlichte. Zurückgekehrt, wurde er 1857 Mitglied des Diwans.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 111-112.
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