Goltzĭus

[119] Goltzĭus, Hendrik, niederländ. Maler u. Kupferstecher, geb. 1558 in Mülebrecht bei Venloo, gest. 29. Dez. 1616 in Haarlem, lernte bei Coornhert und Ph. Galle in Haarlem, legte eine Kupferdruckerei an, bereiste seit 1590 mehrere Jahre Italien und Deutschland, überall Studien machend, und nahm dann wieder seinen Wohnsitz in Haarlem. G. hat sich namentlich um die Technik der Kupferstecherkunst Verdienste erworben. Er bildete jene plastische Behandlungsweise des Stiches aus, die sich durch den Schwung und die Bewegung der Schattenlinien, durch ihr Anschwellen und Verschwinden, durch die verschiedene Art ihrer Durchschneidung den Gesetzen der Modellierung aufs genaueste anzubequemen sucht. Sein Talent, den Charakter des Stiches nach Willkür zu modifizieren, zeigen insbes. seine sogen. sechs Meisterstücke: in der Verkündigung suchte er Raffaels Stil wiederzugeben; die Heimsuchung Mariä führte er in Parmeggianos, die Anbetung der Hirten in Bassanos, die heilige Familie in Baroccios, die Anbetung der Könige in Lucas' van Leiden, die Beschneidung in Dürers Weise aus. Von seinem 42. Jahr an begann G. auch zu malen, doch stand er als Maler und Zeichner unter dem Einfluß der durch die äußerliche Nachahmung italienischer Meister hervorgerufenen manieristischen Strömung, die damals die ganze holländische Kunst beherrschte. Seine Kupferstiche (ca. 330) sind daher nur erfreulich in der Technik, dagegen gespreizt und hohl in der Formengebung. Seine Schüler Jacob de Gheyn, Jacob Matham, Jan Müller und Jan Saenredam trieben den Manierismus ihres Lehrers auf die Spitze.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 119.
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