Grafton [2]

[213] Grafton (spr. gräfft'n), 1) Lord Henry Fitzroy (d. h. königlicher Bastard), Herzog von, geb. 20. Sept. 1663, gest. 9. Okt. 1690, Sohn König Karls II. von England und der Barbara Villiers, später Herzogin von Cleveland, wurde von seinem Vater 1672 zum Grafen von Euston, 1675 zum Herzog von G. erhoben und 1682 zum Vizeadmiral ernannt. Nach der Thronbesteigung Jakobs II. war er ein Gegner der Maßregeln des Königs gegen das Parlament und ging 1688 zu Wilhelm von Oranien über. 1690 nahm er an der Expedition Marlboroughs nach Irland teil und starb an einer bei dem Sturm auf Cork erhaltenen Wunde.

2) Lord Augustus Henry Fitzroy, Herzog von, Urenkel des vorigen, geb. 1. Okt. 1735, gest. 14. März 1811, war unter dem Ministerium Bute und Grenville Mitglied der Opposition, trat 1765 als Staatssekretär in Rockinghams Kabinett, resignierte aber schon im Mai 1766. Im Juli d. J. wurde er erster Lord des Schatzes, also dem Namen nach Haupt des Ministeriums, an dessen Spitze tatsächlich Pitt (Lord Chatham) trat; eine Schwenkung, die G. in diesem Amt 1767 zur Hofpartei hinüber machte, rief die heftigste Opposition gegen ihn im Lande hervor (einige der Juniusbriefe sind gegen ihn gerichtet). Im Januar 1770 resignierte G., trat aber 1771 wieder als Siegelbewahrer in das Ministerium North ein, dem er bis 1775 angehörte, in welchem Jahr er mit dem Premier über die Notwendigkeit einer Versöhnung mit Amerika in Konflikt geriet. Dann war er bis 1782 Führer der Opposition im Oberhaus, trat 1782 auf kurze Zeit in das Kabinett des jüngern Pitt und zog sich darauf ins Privatleben zurück. In seinen letzten Jahren beschäftigte er sich hauptsächlich mit religiösen Fragen und schrieb: »Serious reflections of a rational Christian« (1797). Er hinterließ eine berühmte Bibliothek. Seine Autobiographie und politische Korrespondenz gab Sir W. Anson heraus (Lond. 1898). Inhaber des Herzogtitels ist seit 21. Mai 1882 Augustus Charles Fitzroy, General a. D., geb. 22. Juni 1821.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 213.
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