Hayes [2]

[17] Hayes (spr. hēs), 1) Rutherford Birchard, Präsident der Vereinigten Staaten von Nordamerika, geb. 4. Okt. 1822 in Delaware (Ohio), gest. 16. Jan. 1893 in Fremont (Ohio), studierte auf dem Harvard College, ward 1844 zum Doktor der Rechte promoviert und ließ sich 1849 als Advokat in Cincinnati nieder. Er schloß sich früh den Gegnern der Sklaverei an, trat beim Ausbruch des Bürgerkriegs in das Heer und avancierte rasch zum Brigadegeneral. Nach Beendigung des Krieges ward er Mitglied des Kongresses, dann fünf Jahre lang Gouverneur des Staates Ohio. 1876 wurde er von der republikanischen Partei als Kandidat für die Präsidentschaft dem demokratischen Kandidaten Tilden gegenübergestellt. Da H. sich als ein streng rechtlicher Mann von gemäßigten Gesinnungen gezeigt und sich gegen die Korruption in der republikanischen Partei entschieden ausgesprochen hatte, so erklärte sich auch die Reformpartei für ihn. Das Ergebnis der Wahlen vom 7. Nov. 1876 war zweifelhaft, doch entschied sich die Majorität der vom Kongreß eingesetzten Kommission für H., der am 2. März 1877 als mit 185 Stimmen zum Präsidenten gewählt proklamiert wurde und am 5. sein Amt antrat. Er setzte demgemäß sein Ministerium aus gemäßigten Republikanern und Mitgliedern der Reformpartei zusammen. Die Beruhigung der Südstaaten, die Zurückziehung der Bundestruppen von dort und die Wiederaufnahme der Barzahlung führte er mit Hilfe der Minister Schurz und Sherman durch trotz aller Hindernisse, die ihm die Majorität des Kongresses in den Weg legte. Dagegen erreichte er in der Reform des Zivildienstes und in der Beseitigung der Korruption nichts Durchgreifendes. Vgl. Stoddard, Lives of H., Garfield and Arthur (New York 1889).

2) Isaak Israel, amerikan. Nordpolfahrer, geb. 5. März 1832 zu Chester in Pennsylvanien, gest. 17. Dez. 1881 in New York, begleitete als Schiffsarzt 1853–55 die Kanesche Expedition in den Smithsund und führte 1860, von H. Grinnell und der Amerikanischen Geographischen Gesellschaft ausgerüstet, ein eignes Schiff in jene Gegenden, mit dem er aber nur bis 781/2° nördl. Br. gelangte. 1861 drang er dann mit Hunden und Schlitten bis zum Kennedykanal vor, wo er die Anzeichen eines offenen Polarmeeres wahrzunehmen glaubte. Nach seiner Rückkehr (Oktober 1861) machte er den Bürgerkrieg als Wundarzt in der Nordarmee mit und unternahm 1869 einen dritten Ausflug nach Grönland. Er veröffentlichte: »An Arctic boat journey« (Philad. 1860; 4. Ausg., Boston 1896); »The open Polar Sea« (das. 1867; deutsch, Jena 1868); »Physical observations in the Arctic seas« (Washingt. 1867); »The land of desolation« (1871). Außerdem schrieb er die Erzählung »Cast away in the cold« (Boston 1868).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 17.
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