Heeren [2]

[44] Heeren, 1) Arnold Hermann Ludwig, deutscher Historiker, geb. 25. Okt. 1760 in Arbergen bei Bremen, gest. 6. März 1842 in Göttingen, studierte seit 1779 in Göttingen anfangs Theologie, dann Philosophie und Geschichte. Seit 1784 Privatdozent, machte er sich durch die Ausgabe der Schrift des Rhetors Menander: »De Encomiis« (Götting. 1785), zuerst bekannt und reiste, um die Herausgabe der Eklogen des Stobäus vorzubereiten, die 1792–1804 in 4 Bänden zu Göttingen erschienen, nach Italien, Frankreich und den Niederlanden. Zurückgekehrt (1787), ward er außerordentlicher, 1794 ordentlicher Professor der Philosophie, 1801 Professor der Geschichte, wirkte als Lehrer besonders in seiner ersten Zeit sehr anregend und befruchtete die deutsche Geschichtswissenschaft, daß er ein Gebiet historisch erschloß, das den bisherigen Geschichtsforschern ferner gelegen hatte, nämlich das des Handels und Verkehrs und des Kulturlebens der alten Völker. Seine »Ideen über Politik, den Verkehr und den Handel der vornehmsten Völker der Alten Welt« (Götting. 1793–96, 2 Bde.; 4. Aufl. 1824–26, 6 Bde.) sind ein nach Inhalt und Form klassisches Werk. Bedeutend waren auch die für die damals in Göttingen begonnene »Geschichte der Künste und Wissenschaften« unternommene Bearbeitung der »Geschichte des Studiums der klassischen Literatur seit dem Wiederaufleben der Wissenschaften« (Götting. 1797–1802, 2 Tle.; neue Aufl. 1822), die »Geschichte der Staaten des Altertums« (das. 1799, 5. Aufl. 1828) und die »Geschichte des europäischen Staatensystems« (das. 1800, 5. Aufl. 1830). Außerdem sind zu nennen seine »Untersuchungen über die Quellen der vorzüglichsten alten Historiker und Geographen« (enthalten in den Schriften der Göttinger Sozietät der Wissenschaften), seine gekrönte Preisschrift »Versuch einer Entwickelung der Folgen der Kreuzzüge« (Götting. 1808), die Biographie Chr. Gottlieb Heynes (das. 1813), kleinere biographische Schriften über Joh. v. Müller (Leipz. 1809), Spittler (mit Hugo. Berl. 1812) sowie viele andre in den »Vermischten historischen Schriften« (das. 1803–08, 3 Bde.) gesammelte Abhandlungen. Mit Ukert begründete er 1829 das großartige Sammelwerk »Geschichte der europäischen Staaten« (Gotha, Fr. A. Perthes) und redigierte von 1833–40 die »Göttingischen gelehrten Anzeigen«. Eine Sammlung seiner »Historischen Werke« erschien 1821–26 in 15 Bänden.

2) Friedrich, Chemiker, Neffe des vorigen, geb. 11. Aug. 1803 in Hamburg, gest. 2. Mai 1885 in Hannover, arbeitete in der Werkstätte des Mechanikers Repsold, studierte seit 1823 in Göttingen und Paris Chemie und Mineralogie, gründete dann mit seinem Bruder in Hamburg eine Fabrik für Stearinkerzen, und wurde 1831 Professor an der höhern Gewerbeschule (spätern Technischen Hochschule) in Hannover. H. lieferte Untersuchungen über die Färberflechten und zahlreiche wertvolle Arbeiten auf dem Gebiet der technischen Chemie, auch konstruierte er ein Instrument zur Bestimmung des Fettgehalts der Milch (Pioskop).[44] Mit Karmarsch lieferte er eine Bearbeitung von Ures' »Dictionary of arts, manufactories and mines« als »Technisches Wörterbuch« (Prag 1841–44; 3. Aufl., bearbeitet von Kick und Gintl, 1874–92, 11 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 44-45.
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