Irisch-römisches Bad

[12] Irisch-römisches Bad, eine den Bädern des Altertums sich anschließende Badeform, die 1856 durch Barter aus dem Orient nach Irland und 1860 durch Luther nach Deutschland (Nudersdorf bei Wittenberg) gebracht wurde. Der Badende wartet im Tepidarium in trockner Luft bei einer Temperatur von ca. 45° den Ausbruch des Schweißes ab und begibt sich dann ins Sudatorium, wo bei 56° der Schweiß sehr bald reichlich herabzurieseln beginnt und der Körper vom Badediener mittels wollener Fausthandschuhe abgerieben und geknetet wird. Hierauf folgt in dem nicht erwärmten Lavacrum eine Begießung mit lauwarmem Wasser, Abseifung und abermalige Übergießung oder Dusche. Dann lagert sich der Badende im Frigidarium, wo er sich entkleidete, auf eine Matratze, um dem Ausbruch eines zweiten Schweißes vorzubeugen und der Haut die natürliche Spannkraft wiederzugeben. Das irisch-römische Bad wirkt sehr energisch schweißtreibend und regt den Stoffwechsel mächtig an. Man benutzt es deshalb bei Hautkrankheiten, Gicht, Rheumatismus, bei chronischen Metallvergiftungen, aber auch als rein diätetisches Mittel bei sitzender Lebensweise etc. Ausgeschlossen ist die Anwendung bei Herzfehlern, Tuberkulose, Rückenmarksleiden, bei Neigung zu Gehirnschlag etc.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 12.
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