Jefferson [2]

[217] Jefferson (spr. dschéfferß'n), Thomas, der dritte Präsident der Vereinigten Staaten von Nordamerika, geb. 2. April 1743 in Shadwell (Virginia), gest. 4. Juli 1826 in Monticello, studierte die Rechtswissenschaften und ward 1769 Mitglied der Gesetzgebenden Versammlung von Virginia. Während des Freiheitskrieges war er Statthalter von Virginia und zwei Jahre lang Mitglied des Kongresses, auf dem er die Unabhängigkeitserklärung vom 4. Juli 1776 entwarf. 1779–81 war er Gouverneur von Virginia und ging 1785 als Gesandter nach Paris. 1789 in sein Vaterland zurückgekehrt, bekämpfte er die Einheitsbestrebungen der Föderalisten unter Alexander Hamilton (s. Hamilton 7, S. 695) und verfocht die Rechte der Einzelstaaten. 1792 zum Staatssekretär der neugestalteten Bundesregierung ernannt, legte er dem Kongreß mehrere Berichte über die Einheit des Maßes, der Münze und des Gewichts, über die Fischereien und den auswärtigen Handel vor, beförderte die Einführung der Kuhpockenimpfung und bewirkte die Gründung der Hochschule zu Charlotteville. 1794 legte er seine Stelle nieder und zog sich auf sein Landgut zurück, wurde aber 1797 zum Vizepräsidenten, 17. Febr. 1801 und abermals 1805 zum Präsidenten der Union gewählt. Er erwarb Louisiana von Frankreich. Die Rechte der nordamerikanischen Freistaaten nahm er gegen die wiederholten Anmaßungen Englands mit Nachdruck in Schutz. Bei den Blockadedekreten, die damals Napoleon I. und Großbritannien erließen, schützte J. den vaterländischen Handel vor den ihm drohenden Verlusten durch ein allgemeines Embargo. Eine dritte Wahl zum Präsidenten 1809 lehnte er ab und lebte seitdem auf seinem Gut Monticello seinen Studien, bis ihn finanzielle Bedrängnis nötigte, den Landtag von Virginia um die Erlaubnis zu bitten, seine Besitzungen durch eine Lotterie zu veräußern. Auch seine auserlesene Büchersammlung verkaufte er 1814 dem Kongreß. Er ist der Begründer der amerikanischen Demokratie, welche die Unabhängigkeit der Einzelstaaten gegen die Übergriffe der Unionsregierung zu sichern strebt. Seine wichtigsten Schriften (gesammelt hrsg. vom Kongreß 1853–55, 9 Bde.) sind: »Notes on Virginia« (1781, engl. u. franz.) und »Manual of parliamentary practice« (neue Ausg. 1840). Neu herausgegeben wurden seine Werke von Ford (New York 1891–97, 10 Bde.). Seine Biographie schrieben Tucker (Philad. 1837, 2 Bde.), Randall (New York 1859, 3 Bde.), Partor (Bost. 1874), Morse (das. 1886), Schouler (New York 1893), W. E. Curtis (Philad. 1901), Cushing (1902) u. a.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 217.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: