Johannisbeerstrauch

[285] Johannisbeerstrauch (Ribes Mill.), Untergattung der Gattung Ribes L. (Familie der Saxifragazeen), unbewehrte Sträucher mit mehr oder weniger verlängerten Blütenzweigen, an deren Basis stehenden, verlängerten Blütentrauben und nicht büschelförmig stehenden Blättern. Der echte Johannisbeerstrauch (Ribisel, R. rubrum L.), ein 1–1,6 m hoher Strauch mit meist fünflappigen und doppelt gesägten, wenig behaarten Blättern, schließlich überhängenden Blütentrauben und roten Früchten, ist in Skandinavien, Nordrußland, Sibirien und Nordamerika, auch in der Türkei, im Orient und auf dem Himalaja heimisch; er kam angeblich durch die Normannen nach Frankreich, von dort nach Spanien und der Schweiz, vielleicht auch nach Deutschland, wo er im 16. Jahrh. schon ziemlich allgemein bekannt war und die Beere medizinisch benutzt wurde. Es wird auch angenommen, daß die Gartenformen durch Kreuzung mehrerer Arten entstanden seien, und daß das in Westeuropa heimische R. domesticum mehr Anteil an der Bildung habe als R. rubrum. Er gedeiht am besten in leichtem Lehmboden in freier, sonniger Lage, man pflanzt ihn gewöhnlich auf Rabatten in 1–1,5 m Abstand, beseitigt an ältern Büschen das abgetragene Holz, um es durch junge, kräftige Zweige zu ersetzen, und entfernt zu dicht stehende Zweige. Sehr beliebt sind hochstämmige Kronenbäumchen, die durch Veredelung auf Ribes aureum gewonnen werden. Auch zieht man den J. am Spalier und als Kordon. Für die Tafel eignen sich von rotem: *holländische große rote, *rote Versailler, kaukasische, langtraubige, ferner holländische rosa, *holländische große weiße, weiße Versailler. Zum Massenanbau für den Markt, zur Weinbereitung, zum Einkochen eignen sich von den genannten die mit *bezeichneten. Zur Färbung des Weines wird die schwarze neapolitanische Johannisbeere benutzt. s. Tafel »Beerenobst«, Fig. 1–3. Über Zusammensetzung der Beeren s. Obst. Der Ahlbeerstrauch (Gichtbeere, schwarze Johannisbeere, Wanzenbeere, R. nigrum L., s. Tafel »Beerenobst«, Fig. 4), dem J. ähnlich, 1–2 m hoch, mit gelben Drüsen auf der Unterseite der drei- bis fünflappigen, doppelt gesägten, gerieben ziemlich stark riechenden Blätter, grünlichen, weichhaarigen, drüsig punktierten Blüten mit zurückgeschlagenen, rötlichen Abschnitten und aromatisch schmeckenden, stark riechenden schwarzen Beeren, wächst in feuchten Wäldern des europäisch-asiatischen Waldgebietes bis zur Mandschurei und Nordchina, war im 16. Jahrh. in Deutschland bekannt und wurde, wie noch jetzt, von Landleuten gegen Gicht benutzt. Man kultiviert mehrere Varietäten als beliebtes Obst und zur Bereitung von allerlei Getränken. Am empfehlenswertesten ist Lees Schwarze.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 285.
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